„Wissen sie, warum ich niemals den
Willen aufbringen werde, sterben zu wollen?
Weil die Narben, die ich mit meinem
Messer in meinen Geliebten am öffnen bin, noch nicht groß genug
sind, um mich von meinen Liebsten ohne Angst verabschieden zu können.
Denn momentan sieht es so aus, als ob sie diese Narben, die ich als
verstorbene Biomasse hinterlassen würde, mit angefahrenen Unfällen
namens „Erfahrungen“ wieder schließen könnten. Und mein
Verlangen sehnt sich danach, niemals in Vergessenheit zu geraten. Und
das erreiche ich nur, wenn ich mit Messerstichen in ihnen buhle. Wenn
das Ultimatum erreicht ist, und das wird in der drehenden Welt, die
sich nach dem Kreislauf der wiederkehrenden Enttäuschungen richtet,
nicht möglich sein. Denn ein Kreislauf dreht sich außerhalb des
Eigentlichen. Es geschieht in der Nähe des Absoluten, aber niemals
im Absoluten. Und darum kann ich nicht diesen Kreislauf verlassen,
denn mein fantasievoller Wille strebt es an, das Unmögliche zu
erreichen, indem ich mit aller Inbrunst versuche, es zu erfassen und
möglich zu machen. Und dieser Widerspruch hält mich hier gefangen.
Aber welch eine Herrlichkeit bereitet es mir doch, ein Messer zu
besitzen, mit dem ich mich zwar nicht befreien kann, jedoch um die
intimsten Gefühle meiner Mitgefangenen zu erfahren. Wollen sie
wissen, wer alles von ihnen ein Feigling ist? Jeder Einzelne. Denn
unter der Gestalt, die sich durch Hautschicht definieren lässt,
versteckt sich der Geist eines Menschen, der liebt. Und jeder, der
liebt, ist ein Narr. Wie sehr er sich auch mit der Macht des Wortes
als Weisen verkleiden möchte; er ist nichts weiter als ein stupider
Narr, der sich durch die Liebe verletzen lässt. Und dies versucht er
zu vermeiden. Selbst vor der Konfrontation meines Messers versucht er
zu fliehen. Dabei habe ich nicht vor, die Menschen zu töten. Wenn
dem so wäre, würde nun die Erde nur noch mit Grabsteinen bedeckt
sein. Aber lassen wir die Welt doch nicht so ganz versteinert
aussehen. Überlassen wir dies den Kiffern unter uns. Nein, vielmehr
möchte ich sie daran erinnern, dass sie fühlen können, dass sie
kein Stein sind. Ich bin ebenfalls feige, denn ich versuche meine
wahre Gestalt mit der Anerkennung anderer zu verstecken, indem ich
die erkämpften falschen Komplimente als Wahrheit aufnehme und der
Welt verkünde. Und diese Anerkennung verdiene ich mir nur, wenn ich
Erinnerungen in ihrem Inneren hinterlasse. Und die stärksten
Erinnerungen, sind die, die am tiefsten liegen. Diese Tiefe erreiche
ich nur, wenn ich mit einem Messer vorgehe. Man kommt als Feigling
und Narr auf diese Welt, doch die Gesellschaft lehrt uns, eine starke
Fassade zu entwickeln. Diese Fassade muss mit dem Messer durchbohrt
werden. Der Feigling muss erstochen werden, um ein Held zu werden.
Denn das Leben ist das Elend. Der Stich ist die Rettung. Die Heilung
ist der erste Schritt eines Helden. Meine selbsterteilte Aufgabe ist
es, dieses nicht zu entkommende Labyrinth mit einer Heldentat zu
verlassen, dadurch, dass ich Helden schaffe, indem ich sie von ihrer
bösen Entscheidung, eine Fassade zu entwickeln, zu befreien. Es ist
in Ordnung, aus der Ordnung zu fallen, und sich als Feigling und Narr
zu entkleiden. Die Nacktheit wird die Menschheit schockieren, denn
sie werden ein Arsenal ihres Spiegelbildes wiedererkennen. Es ist die
Regel, eine Fassade zu schaffen, um sie entlarven zu lassen. Ich bin
kein Verbrecher, nur weil die Regeln so unmoralisch sind, ich nutze
nur die Gewissheit, um nach ihnen zu spielen. Auch wenn ich dafür
ein spitzes Werkzeug benutzen muss, um in die Menschheit
einzudringen. Es ist der einzige Weg, nicht in Vergessenheit zu
geraten. Man muss das Elend seiner selbst in den Hintergrund rücken,
um die Menschheit aus ihrem Elend zu befreien und sie zu Helden zu
machen. Nur durch Heldenschaffung wird man zum Helden. Und nur als
Held gerät man nicht in Vergessenheit. Wissen sie auch, was sie mir
nicht verraten dürfen, sonst stände ich vor dem Abgrund zum Tode
und würde springen? Es ist der Gedanke, dass Helden nicht
existieren, dass Helden in der Unmöglichkeit zu Hause sind, und wir
im Bereich des Möglichen keinen Weg dorthin finden, weil wir uns im
Kreis bewegen. Lügen sie mich an. Lassen sie mich in der Illusion
leben, denn es hält mich am Leben. Lasse ich diese Illusion los, so
werde ich fallen gelassen. Und Helden fallen nicht. Helden lügen
jedoch auch nicht. Oh, Höllenwillens. Ich bin ein Lügner. Ja, sie
haben recht. Ich gehöre ins Verderben, denn es ist mir nicht
möglich, ein Held zu sein. Aber sehen sie sich den menschlichen
Verstand doch mal an. Er findet immer wieder eine Ausrede, nicht
sterben zu wollen. Existiert der Wille doch, hat mein Messer ihm die
Ausrede genommen und ihn zum Schweigen gebracht. Bin ich ein Held
oder ein Verbrecher? Natürlich bin ich ein Verbrecher, doch meine
Fassade verkleidet mich als Helden, um nicht sterben zu wollen, um
weiterhin meine Zeit damit abschlachten zu können, als Held in
Erinnerung zu bleiben. Sehen sie nun, zu welcher Gewissheit ich sie
getrieben habe? Wer will dann noch leben? In einer heldenlosen Zeit,
die noch nie heldenhaft war. Nur Helden haben es verdient zu leben.
Und raten sie, wer es verdient hat, zu leben? Nur ich. So ist es. Ich
bin der einzige Held in diesem Elend. Und ich kann die Menschheit nur
von ihrem Elend befreien, indem ich sie als Verbrecher umbringe und
sie in den Glauben ertränke, nur so könne man zum Helden werden.
Machen sie sich gefasst auf die Klinge, denn sie sind mein nächstes
Opfer.
Ich bringe nicht den Willen auf, zu
sterben, weil nur der hinterlistigste Feigling gewinnt. Und die
Gewissheit, die Hinterlist erkannt zu haben, machen mich zu dem
Hinterlistigsten aller. Und ich versinke in dem Glauben, das Leben
sei ein Spiel mit einem Gewinn. Doch man endet immer in der
Niederlage. Legen sie sich mir nieder, denn es ist nun an ihrer Zeit,
mit dieser Erfahrung Bekanntschaft zu machen. Meine Zeit wird
ebenfalls kommen, aber mit meiner Waffe als Dienst zum Schutz vor der
Wahrheit, versuche ich vor dem Möglichen zu fliehen und in der Lüge
des Unmöglichen zu gedeihen.“