Sonntag, 23. Dezember 2012

Chorweiler

Gestern wurde ich auf den wunderbaren Artikel des allzu netten Herr Frangenbergs aufmerksam gemacht und ich habe mich bepisst vor Lachen, aber was ein Glück für die Beteiligten, dass ich stubenrein bin.
Jedenfalls werden in diesem Artikel einige Schüler für ihre satirische Darstellung Chorweilers in der Abi-Zeitung verbal von dem Kölner Stadtanzeiger attackiert.
Wer sich selbst ein wenig an dem Artikel von dem gebildeten Herr Frangenberg belustigen will, der folge bitte folgendem Link:
http://www.ksta.de/chorweiler/abi-zeitung-waldorfschueler-verspotten-chorweiler,15187566,21161774.html?fb_action_ids=4046118803450&fb_action_types=og.recommends&fb_source=aggregation&fb_aggregation_id=246965925417366

Da dieser Konflikt für viel Aufregung sorgt und ich auf Aufregung stehe wie Neugeborene auf ihre Milch, fühle ich mich dazu aufgeheitert, mich ebenfalls verbal dazu einzumischen.

Zuerst einmal muss das Bild Chorweilers erläutert werden:
Eine junge Schwangere mit Zigarette; Nicht selten im Bezirk aber sozialpädagogisch verständlich. Die Erziehung der Jugendlichen verfolgt es nicht, über Verhütung oder überhaupt Sex zu reden. Das einzige, was wir heutzutage über Sex wissen, lernen wir aus Pornos oder unseren Freunden, die auch nicht gerade erfahrender sind als wir. Und natürlich setzt mit der Pubertät auch der Sexualtrieb ein und da es in Chorweiler nur von Alpha-Tierchen wimmelt, bleibt den Weibchen gar nichts anderes mehr übrig, als sich mit ihnen paaren zu wollen. Doch Kondome sind zu teuer, denn das ganze Geld geht weg für Zigaretten und Fast Food, der von den Jugendlichen anziehender wirkt als die Gemüseläden, die der Kölner City Center anbietet. Und diese Jugendlichen rauchen schon so einiges, um die Anziehung des anderen Geschlechts zu unterdrücken, aber irgendwann sollte man doch der Versuchung nachgehen, nicht wahr? Übrig bleiben neun Monate, bis das Engelsgesicht endlich den von Bus- und Automotoren vergasten Bezirk erblicken darf.
Und so kommen auch diese Großfamilien von 10 Cousins und 19 Cousinen zu Stande.
Der Staat zahlt den Bewohnern von Chorweiler nur genug zum Überleben, wenn Kindergeld dazu kommt. Ansonsten sind sie Untergebene der Konsumwelt, der sie sich unterordnen müssen, damit ihr Unterbewusstsein die Knechtschaft der wirtschaftlichen Hierarchie rechtfertigt. Denn heutzutage ist es doch so, dass die Armen nicht viel besitzen. Weder Geld noch Selbstbewusstsein. Und um dieses Gefühl der Leere zu füttern, nutzen sie City Center und den Markt, der Donnerstag und Samstag seinen Verkauf von Ware hat. Dies ist nicht zu verurteilen, sondern gilt bloß zu verstehen.

Gewaltbereite Jugendliche, posende Mädchen in Jogginghosen;
Ich wurde schon einige Male von Jugendlichen aus Chorweiler beschimpft, angemacht (manchmal aus sexueller Begierde (grr) oder aufgrund meines Kleidungsstils, der wirklich den Anschein macht, als hätte ich Geld) oder anderweitig diskriminiert. Meine Antwort darauf: Keine.
Denn auf diesen primitiven Mist lasse ich mich nicht ein und das ist auch die einzige Möglichkeit, dem größeren Ärger zu entgehen. Denn das einzige, wonach diese Jugendlichen fahnden, ist Respekt, doch das Bild, das ihr Umfeld ihnen über Außenstehende bietet, ist respektlos oder verspottend, so wie Sie den Artikel dargestellt haben z.B., Herr Frangenberg. Das einzige, was diese Jugendlichen wollen, ist Respekt und Geld. Respekt verwechseln sie jedoch mit Angst, den sie den anderen einflößen wollen und das Geld bekommen sie dann von den Beängstigten. Grund für diese soziale Umkonditionierung ist u.A. der tagtägliche Überlebenskampf, den einige Jugendliche ausgesetzt sind. Sie machen Geld mit Drogen, kleinem Diebstahl, großem Diebstahl, Prostitution usw. Wenn sie dann mehr als genug Geld haben, setzt ihr von den Massenmedien gekränktes Ego ein und sie wollen immer mehr besitzen, als sie eigentlich brauchen.
Ich rechtfertige hiermit nicht die Gewaltbereitschaft, sondern versuche sie bloß zu verstehen, und Verständnis ist zum Beispiel eine weitere Tugend, die diese Jugendlichen verlangen und von einem wichtigen Organ, dem Staat nicht bekommen.
Der Trend, u.A. aufgrund von der Vorliebe zu Hip-Hop und Gemütlichkeit oder aber auch dem Zwang, weil normale Hosen mit dem Budget oder dem Mainstream nicht übereinstimmen, den posende Mädchen mit Jogginghosen ausstrahlen, muss mit Stolz gefestigt werden. Denn Schwäche in Chorweiler zu zeigen ist so gut wie ein Todesurteil.
Dies sind nur Theorien, jedoch lügt die Praxis leider nicht. Um diese Vorurteile zu verstehen, muss man empiristisch sozialpädagogische Kenntnisse haben.

Die Vorurteile, die die Abi-Zeitung der Waldorfschule spöttisch darstellen, werden mehr als nur selten in Chorweiler bestätigt. Als ich in Kontakt mit Schülern der Waldorfschule kam, dachte ich mir nur eins:
Die können eh nur ihren Namen tanzen. Und selbst das konnten sie alle nicht wirklich gut. Schade drum. Als Facebook dementierter Konsumsüchtiger jedoch kommen Vorurteile vor. Aber hinter diesem Vorurteil entdeckte ich irgendwann etwas viel Bedeutenderes als nur Intelligenz hinter diesen Schülern, was wahrscheinlich in dieser Schule voller Namenstänzer gefördert wird: Das soziale Engagement.
Die Schüler arbeiten an Jahresarbeiten, wo sie z.B. in Kontakt mit Obdachlosen kommen, um ihre Lebensweise zu entdecken und zu verstehen. Einige dieser Schüler der Schule zeigten sogar soviel Verständnis, dass sie kurz vor den Weihnachtstagen sich planen zu treffen, um Weihnachtsgebäck an die Obdachlosen zu verteilen. Was für eine nette Idee. Schade, dass ich ein Zu Hause habe. Doch das ist nur einer von vielen sozialen Tätigkeiten, die ihre Wurzeln bei den pädagogischen Kenntnissen der Lehrer tragen. In den 15 Jahren, die diese Schule existiert, haben sie Werkstätte errichtet, um Angebote für Jugendliche und Kinder aus ihrem Bezirk anzubieten. Die Stadtwerkstatt „Canyon Chorweiler“ wurde errichtet, in deren Zentrum eine Kletterhalle steht, die ebenfalls Angebote für das Viertel macht, wo Kinder und Jugendliche sich vergnüglich auf eine imaginäre Bergsteigerreise machen können. Und welcher Jugendliche träumt nicht davon, sich beim Klettern den Hals oder ein Bein zu brechen? So berichtet es jedenfalls der Volksmund, der ihnen mit den Worten „Hals- und Beinbruch“ viel Vergnügen wünscht.
Die Schule wirkt sich auch kulturell auf den Bezirk aus, denn sie laden ihre benachbarten Schulen für Theateraufführungen ein.
Und diese Schule war eine von wenigen Beteiligten, die sich für die Renovierung des S-Bahnhofes Chorweiler-Nord eingesetzt haben, um den sich der Staat von sich aus eigentlich hätte kümmern müssen.
Aber genug von der Schmeichelei über die Waldorfschule. Ich bin ja immerhin nicht dafür da, um Werbung für diese entzückende Schule zu machen, unabhängig davon, wie sie mich mit ihrer Innenarchitektur und ihrem Gehalt an hübschen Mädchen begeistert. Meine Schule ist auch gar nicht mal so scheiße.

Nun folgt der eigentliche Spaß. Herr Frangenberg, sie haben sich mit dem falschen Publikum angelegt, denn so jemand wie ich versteht was von der Propaganda, die sie bezwecken wollen.
Ihr erster Abschnitt ist eine oberflächliche Inhaltsangabe über die Abi-Zeitung, die ziemlich parteiisch und verspottend ist. Sie stellen also Jugendliche, die Chorweiler verspotten, verspottend dar. Ziemlich widersprüchlich, nicht wahr?
Erstes Merkmal der Propaganda.
Der zweite Abschnitt ist nicht gerade besser. Ihren verspottenden Ton nehmen sie nicht ab, denn es folgen Worte wie „(…), über den sich die Schüler lustig machen“ (Z. 6) oder „(…)- nur aus Chorweiler selbst ist nach Angaben der Schule so gut wie nie jemand dabei.“
Letzteres brachte mich mehr als nur zum Schmunzeln. Aus Chorweiler selbst also. Denken sie mal einen Moment an die Postleitzahl, die Chorweiler mit anderen Bezirken verbindet und wie viele davon sozial nur ein wenig mehr zu bieten haben w.z.B. Seeberg oder Chorweiler-Nord und überprüfen sie dann noch mal die Zahlen der Schüler, die diese Schule besuchen. Und Worte wie „so gut wie nie jemand dabei“? Unpräziser geht’s wohl nicht. Fakten sind nicht ihre Stärke, ist mir aufgefallen.
Im dritten und vierten Abschnitt beziehen sie sich auf Worte von Politikern. Dies würde ich nun gerne auch tun.

1. „Hier werden alle nur denkbaren Vorurteile über sozial benachteiligte Jugendliche im Umfeld der Schule geschürt. Es ist mir unverständlich, dass die beteiligten Lehrer augenscheinlich nicht im Vorfeld der Mottotage über die diskriminierenden Aspekte und das mögliche Konfliktpotenzial des Mottotags gesprochen haben.“ –Bezirksbürgermeisterin Cornelie Wittsack-Junge
Übersetzt in meine Denkweise bedeutet das: "Hier werden alle nur denkbaren Vorurteile über sozial benachteiligte Jugendliche im Umfeld der Schule geschürt und das ist auch gut so. Die Schüler sind zu mir gekommen und haben sich zu rechtfertigen versucht mit ihrem sozialen Engagement, aber da sie mit ihrem Artikel eine Propaganda anzetteln wollen, kommen lobende Worte nicht so gut. Darum muss ich Sätze äußern wie „Es ist mir unverständlich, dass die beteiligten Lehrer augenscheinlich nicht im Vorfeld der Mottotage über die diskriminierenden Aspekte und das mögliche Konfliktpotenzial des Mottotags gesprochen haben“, dabei beweist das eigentlich nur, dass ich in der Schule nicht aufgepasst habe und die Bedeutung von Satiren nicht verstanden habe und dass dieses Konfliktpotenzial sich auf den Staat richten könnte und ich deshalb den Artikel unterstützen muss, damit sich dieser Hass gegen die Schule richtet. Hihi.“ (Verdammt gerissen, diese Politiker)
2. „Da braucht man keinen weiteren Hohn und Spott durch Gleichaltrige. (…) Irgendwas mit „Unreifezeugnis“ und „verdient“ und „Schüler der Waldorfschule“ – (frei nach Herr Frangenberg)
Schon allein die Tatsache, dass sie die Bürgermeisterin nicht 1:1 zitieren, legt das zweite Merkmal einer Propaganda vor. Wissen sie, Künstler erzählen Lügen, um auf die Wahrheit hinzuweisen. Politiker lügen, um die Wahrheit zu vertuschen. Nehmen wir mal an, diese Namenstänzer hätten das Potenzial, Künstler zu sein. Dann würden sie mit ihrer übertriebenen Darstellung von Chorweiler den Menschen die Wahrheit zeigen. Sie hingegen, mit ihren politischen Freunden, die sie nur als Instrumente ihrer Propaganda nutzen, versuchen genau diese Wahrheit, mit der sich der Bezirk auseinandersetzen sollte, zu vertuschen. Meine Stimme haben sie.
Nun zu den Worten der Bürgermeisterin, bei denen sie sich getraut haben, sie zu veröffentlichen.
Natürlich braucht man Hohn und Spott. Vielleicht nicht durch Gleichaltrige, jedoch von wem sonst? Die Erwachsenen unterliegen zu sehr dem Kapitalismus, als sich auflehnen zu wollen und Kinder sind mit besseren Dingen beschäftigt. Also warum nicht wir? Die abgefuckte und kaputte Jugend?
Hohn und Spott verdeutlicht mehr als die Realität die sozialen Missstände, die in Chorweiler zu bemerken sind. Und natürlich sind die Jugendlichen in Chorweiler mit den Arbeitsplätzen benachteiligt, aber dieser Spott weist nur daraufhin, dass es nicht so weitergehen kann. Und anstatt sich um Veränderung, also Verbesserung zu kümmern, kümmert die Politik sich um Propaganda zur Stillung der Aufruhr, die dieser Spott bezwecken kann.
Und das „Unreifezeugnis“ geht ja wohl an die gesamte Politik, denn sie sind nicht dazu fähig, uns aus sozialen Missständen zu befreien.
„Parteien sind zum Schlafen da – und zum schrecklichen Erwachen.“ Stand mal in der „Zeitung 883“ im Jahre 1971. Sie sollten mal mehr Zeitung lesen, Herr Frangenberg oder haben sie Angst, noch etwas zu lernen? Während unser Parteiensystem die Bevölkerung in den Halbschlaf wiegt, werde ich der Weckmann sein, den man nach einem erfolgreichen Feldzug zu vernaschen versucht.
3. „Ein ganzes Viertel wird in einen Topf geworfen (…) Bla bla, irgendwas mit faschistischer Innenpolitik und dass sie es nicht so schlimm fände, wenn Jugendliche auf Probleme hinweisen würden bla bla bla (wieder frei nach Frangenberg) (…) Schlimm ist aber, wenn man sich über andere lustig macht. (…) Kontakt ins Viertel ist Mühsam“ –Gisela Manderla.
Zuerst müssen sie verstehen, dass die Schüler sich auch über sich selbst lustig machen, immerhin gibt es unter ihnen auch Raucher, Schwangere, Jogginghosentragende und gewaltbereite Jugendliche, auch wenn dies nur nonverbal ist. Also sind es nicht nur andere, über die sie sich lustig machen, sondern auch sich selbst. Und würde man stets bloß auf die Probleme hinweisen, so wie sie es tun, würde nur eine Sitzung nach der anderen folgen, um zu besprechen, was man ändern könnte, aber etwas in die Tat umzusetzen, ist nicht so die Stärke der Politiker. Natürlich ist der Kontakt ins Viertel mühsam, aber mit ihrer Propaganda, Herr Frangenberg, wird’s nur noch mühsamer. Ganz schön engstirnig, Herr Frangenberg. Sie haben wohl nicht die besten Gene.

Weiter geht’s mit dem fünften Abschnitt. Sehr gut. Aufregung lese ich immer gerne. Da salutiert mein Schwanz immer wieder gerne zu. Aufregung ist nicht umsonst erregend, denn es ist der Beweis, dass man Salz in die Wunde der Politiker und des Bezirks Chorweiler gerieben hat. Und wofür sind Wunden da? Um sie zu schließen. Da reicht kein Pflaster, um sie zu überdecken, sondern dafür benötigt es Behandlung. Die Autoren der Abi-Zeitung mussten sich definitiv entschuldigen, weil Leute wie sie den Hebel in der Hand halten und über die Existenz dieser Schüler entscheiden und würden sie sich nicht entschuldigt haben, wäre die Existenz dieser Schüler gefährdet. Sehr menschlich von ihnen. Jemanden dazu zu zwingen, sich für das Augen öffnen vieler Menschen, zu entschuldigen.
Hier kommt wieder fast ein Zitat, wenn Herr Frangenberg sich nicht wieder mit der Wortverdrehung bekannt gemacht hätte. Der Schulleiter ist selbstverständlich dagegen, denn ihm droht der Verlust seines Arbeitsplatzes, wenn er das asoziale Verhalten dieser Autoren dulden würde. Ihm bleibt nichts anderes übrig.
„Wir sind vor 15 Jahren mit der Schule nach Chorweiler gegangen mit der festen Absicht, uns dem Viertel gegenüber zu öffnen und mit ihm zusammenzuleben.“
Das machen sie auch gut so. Die ersten Schritte sind ihnen schwer gefallen, aber sie kommen voran. Bleiben sie dran. Liebe Leser, ich möchte euch noch mal daran erinnern, was diese Schule schon alles für das soziale Engagement in ihrem Bezirk gesorgt hat.
Der sechste Abschnitt war so belustigend wie auch erschreckend, dass mir beinahe übel wurde.
„Würden Chorweiler Kinder auf die Waldorfschule gehen, wäre der Brückenschlag gelungen.“ Genial. Er lässt es so erscheinen, als ob er für die Vermischung der Chorweiler Jugendlichen mit denen der Besucher der Waldorfschüler wäre, obwohl er im ganzen Artikel zuvor eher dafür sorgt, dass den Schülern mehr als nur ihre Smartphones in Chorweiler abhanden kommt. Dann kommen sie mit ein paar Zahlen und es mag den Anschein geben, die Schule wäre so preiswert, dass auch benachteiligte Jugendliche aus Chorweiler diese Schule besuchen könnten. Aber sie wollen einfach nicht. Die sozialen Gruppen unterscheiden sich momentan zu sehr. Anstatt für Propaganda zu sorgen sollten sie sich eher um die Verschmelzung als um die Entfremdung dieser sozialen Gruppen kümmern. Die Schule macht gute Schritte dahin. Halten sie sie also nicht mit ihren Müll von Wortmischmasch und Leserschaft davon ab.

„Ich weiß nicht, warum wir an die Leute rankommen, (Wegen Leuten wie Frangenberg) (…), einen wirklichen Kontakt herzustellen ist mühsam.“ –Herr Schulze.
Ich glaube daran, dass diese Schule die psychologische Hemmschwelle überwinden wird und die Chorweiler Jugendlichen mit dem Waldorfprofil sich übereinstimmen können. Dafür muss die Erziehungspolitik intensiviert werden, damit die Jugendlichen den mentalen Tritt in den Arsch bekommen, um sich dazu motiviert zu fühlen, aus ihrem Leben etwas anzufangen. Außerdem ist der Gehalt an Marihuanakonsumenten in Chorweiler recht groß und an der Waldorfschule ebenfalls nicht gering. Also falls ihr das hier alles gelesen habt, druckt es aus (Papier hat einen hohen Brennwert) und verzieht euch nach Chorweiler, denn Gras verbindet und irgendwer baut immer.

War gar nicht mal so schwer, eine Propaganda zu schreiben. Ich sollte auch Zeitungsredakteur werden. Jedoch verfolge ich keine Absicht mit diesem Text, außer mit triefendem Sarkasmus über die Menschlichkeit meine Leser ins Gesicht zu spucken.
Passen sie auf sich auf, und vor allem auf ihre Kinder, Herr Frangenberg, wenn sie Chorweiler durchkreuzen sollten, denn sie könnten verloren gehen, wie das Verschwinden von dem kleinen Mädchen es beweist. Aber sie setzen sich ja nicht so gerne mit der Realität auseinander, ich vergaß.



Mittwoch, 12. Dezember 2012

Der fremde Bekannte

Der Richter schaute auf mich herab, sah in mir den Verbrecher, der er niemals sein würde und sagte schon fast gelangweilt von meiner Gleichgültigkeit, die ich im Gerichtssaal ausstrahlte:
„Wollen sie noch etwas sagen, bevor man sie töten lässt?“
Ich schaute auf ihn ein mit meinem durchbrechenden Blick, der mit einem zarten Lächeln verziert war und antwortete kalt, sodass die Angehörigen erstarrten:

„Wie könnt ihr meine Fäden festhalten, während ihr mit Steinen werfen beschäftigt seid?“

Der Richter verstand nicht, doch interessieren tat es ihn auch nicht. Doch der Priester, der mir zur Verfügung gestellt wurde, warf mir einen verwirrten Blick zu.
Da niemand mehr etwas Relevantes zu sagen hatte, außer dass man mich abführen sollte, fühlte ich mich dazu verpflichtet, mich noch ein wenig mit dem Menschen zu unterhalten, der mit einem Podest über mir saß und sich dazu gezwungen sah, über mich zu richten.
Um auf seine göttliche Ebene aufzusteigen, stand ich auf, um als seinen Gegner, den Teufel, aufzutreten.
Die verwirrten Blicke der Geschworenen gaben mir den Testosteronkick, den ich brauchte, um mich auf meinen Beinen halten zu können. Dieser Gott mit verrutschtem Toupet konnte es einfach nicht fassen, doch um seine Fassung zu bewahren, schickte er die Wachen, seine Hyänen zu mir, um mich zu zerfleischen.
„Na, womit verdiene ich das Vergnügen? Seid ihr geschickte Boten, um den geschockten Boten wieder in gelassener Gewohnheit leben zu lassen? Ihr könnt mir gar nichts. Ich bin so gut wie tot. Das bedeutet, ich bin ein zwar toter, aber dafür freier Mensch und macht das das Leben nicht erst lebenswert, auch wenn ich diese Freiheit erst mit meinem Tod erlange?
Ich möchte euch noch kurz etwas erzählen, bevor ich endlich in Frieden zur Hölle fahren darf.
Ich spreche auch mit Absicht in dieses Mikrofon, damit auch die wollenden Tauben mich hören dürfen. Ich erzähle euch von den Dingen, die einen Scheiß wert sind, aber mich schlaflos halten.
Keine Sorge, es ist wie Studentenfutter, denn mein Gehirn ähnelt einem Magersüchtigen.
Die meisten Leute aus meiner Gegend kennen mich nicht und ich liebe es. Die anderen Leute kennen und hassen mich und ich weiß es. Aber es interessiert mich nicht. Diese Köpfe werden mir eh erst eine physische Existenz zutragen, wenn ich mich dem Mainstream anpasse und dem Strom hinterher schwimme. Im Moment jedoch bin ich ein toter Fisch auf dem Bordstein.
Niemand schenkt dir sein Interesse, solange du sie nicht mit Worten wie „Scheiße“ lockst.
Und wenn du Worte wie „Schwanz“ benutzt, scheinst du das falsche Publikum zu bekommen.
Ich finde es sehr interessant, denn letzten Endes handelt es sich bloß um Worte, Laute, die vom Menschen projiziert werden und von Menschen einen subjektiven Sinn verliehen bekommen. Man gibt bestimmten Worten mehr Gewicht als das, was man selbst auf die Waage bringt. Mein Gott, es ist so absurd. Genau dieser Hang zum Absurden führt mich in diesen Saal, zur der Exekutive, die über meine Schuld entscheiden sollen, nur weil ich Menschen mit meinen Worten in Nähe meines Schwanzes oder in den Wahnsinn, so mögt ihr es nennen, geleitet habe. Manche werden sich fragen, wo ist da der Unterschied?
Dieser klitzekleine Unterschied, so groß der Wahnsinn auch sein mag, ist irrelevant. Jedenfalls will ich nur eines loswerden:

Manche Menschen hörten meine Worte und dachten, es bedeute, sie würden mich kennen. Die Wahrheit ist, ich existiere nicht; Ich bin bloß der Puppenspieler in deinem Theater.
Ja genau, ich lasse die Puppen tanzen und ich bin mir sicher, es hat ihnen gefallen.
Aber dieses mentale Verbrechen, das ich tagtäglich ausübte, führt mich nicht hier hin.
Es ist mein Drang nach Bestätigung für mein sinnloses Dasein. Ich war hungrig und benahm mich wie ein Fuchs gegenüber dem Lamm, um von ihm zu hören, dass ich es wert bin zu leben, obwohl ich es doch nicht war.
Darum gehen diese letzten Worte an jeden, den ich enttäuscht habe und mit diesem Gefühl des Vermissens verlassen habe.
Meine Liebschaften, besten Freunde, Eltern und Geschwister.
Manchmal schwört uns das Leben, Lügner aus guten Menschen zu machen.
Ich entschuldige mich dafür, dass ich nicht dieser Jemand war, den ihr von mir erwartet habt.
Drauf geschissen, ich entschuldige mich dafür, dass ich nicht dieser Jemand war, den ich von mir erwartet habe.
Ich habe immer gesagt, Ich wäre immer für euch da, egal was passieren würde, aber das war nicht ehrlich, denn ich war es nicht. Aber so ist das Leben. Voller gebrochener Versprechen.

Ich wuchs also auf und dachte, ich wäre einer dieser guten Jungs mit guten Moralvorstellungen wie mit dieser Schwarz-Weiß-Sache in Amerika in den Siebzigern.
Aber ich wurde mit dem Verletzen anderer Menschen verflucht und strippte mit ihrem Stolz.
Aber nicht nur oberflächlich, sondern auch mit ihrem Herzen.
Ich wurde nicht bekannt gemacht mit meiner dunklen, unmoralischen Seite. Ich dachte, ich wäre ganz normal.
Doch Mensch sein bedeutet ein Drahtseilakt über der Rolle als Gott und Teufel, jenseits von Gut und Böse, denn das macht einen erst zu einer Originalkopie und befeit einen von den Schatten seiner Schatten.
Ich wurde also konfrontiert mit meinen Gefühlen und ich meine es, wie ich es euch sage, es war etwas total Neues für mich, was in dieser Welt nicht ausblieb.
Und in dieser Zeit meinte ich jedes Wort, so wie ich es sagte. Jedes „Ich liebe dich“ und jedes „Ich hasse dich“. Jedes Mal, als ich liebte oder ich wusste, dass ich es bereuen würde.
Doch wenn Zeit ihren Sinn verliert, so verschwinden auch die Gefühle und so wird man zum Lügner, weil man nicht mehr liebt und seine Versprechen nicht mehr halten kann.

Aber wie kann eine Lüge eine Lüge sein, wenn man es in dem Moment wirklich so gemeint hat? Ich meine, eine Lüge kann keine Lüge sein, wenn man es in dem Moment wirklich so gemeint hat.

Also besorgte ich mir ein Herzensbrecher Hotel mit all meinen unterwürfigen Angestellten. Keine Investoren, sondern bloß das „Lieb mich und dann verpiss dich“-Bed and Breakfast.
Ich schwelgte in lieblicher Erinnerung, überhaupt etwas geliebt zu haben. Doch das Problem ist nicht das Lagerproblem dieser Mätressen, denn sie verschwinden ja wieder, sondern das Lagerproblem meiner Last im Herz meiner einzig Geliebten, die wohl niemals ausziehen wird. Wenn sie und ich uns gestritten haben, war es wie ein Gewitter. Mit Donner und Blitzen.
Mit einem eisernen Willen; ein wahrer Kampf der Titanen. Die Emotionen überhitzten und jeder Muskel zitterte. Man war abhängig von der Spannung des Kampfes. Diese Aufregung, die uns beide ernährte und erregte.
Liebe schien anfangs ohne jegliche Verpflichtungen abzulaufen, doch man ist dazu verpflichtet, sich selbst zu lieben, sonst verliebt man sich bloß in die Idee, etwas zu lieben.
Und wir Beide jagten und hungerten nach diesem Gefühl, das uns so lebendig machte.
Doch irgendwann hat ihr Unterbewusstsein zu dir gesprochen und ihr befohlen, mich gehen zu lassen. Und als ich das erfuhr, schienen all diese Dinge, die in dieser Welt passieren, so prosaisch, trocken und fantasielos. Man ist verloren und steht nackt vor der Gesellschaft, doch es interessiert einen nicht. Um nach diesem lebendigen Gefühl zu jagen, prostituiert man sich, bis man wieder findet, doch man bleibt ziellos.

Ich habe wirklich alles verloren. Dieses liebliche und erschreckende Gefühl, das mich daran erinnert hat, dass ich lebe. Und man spürt, dass die Hölle einen Boden bekommt und der Himmel an Glauben verliert.

Ich habe zwar mit vielen Frauen geschlafen, jedoch machte es die Sache bloß zu einer schlechten Befreiung von dem guten Müll, den ich einst verehrt habe.
So sieht es aus. Ich bin ein Mann des schlechten Glaubens. Ein Mann, der schlecht an sich selbst glaubt. Ein Mann, der von der Bestätigung und Körperflüssigkeit vieler Frauen abhängig ist, um sich von der bittersüßen Abhängigkeit des klarsten Heroins befreien zu können.
Doch nun frage ich euch, Herr Richter, der viel zu sehr versucht, Gott zu spielen, mache ich mich zum Verbrecher, nur weil der Teufel nicht monogam lebt?“

Ich wurde abgeführt und mit jedem hasserfüllten Stein, den ihre Blicke mir zuwarfen, ließen sie auch das Seil los, das mich mein Leben lang festhielt. Ich hatte gewonnen, denn ich war unabhängig. Schon traurig, dass ich erst mit meinem Tod die Unabhängigkeit erreicht hatte.
Aber im Wort „traurig“ sah ich nicht umsonst die Worte „trau dich“.
Mit dem Überwinden meiner Angst und der sinnlosen Konfrontation mit meinem geplanten Tod hatte ich mehr erreicht, als sie je in ihrem Leben erreichen würden.

Sie trugen mich also hoch, steckten meinen Kopf zwischen die Holzbank und ich spürte die Guillotine über mir. Ich sah zu dem Marionettenspiel hinab, grinste sie an blickte dann zur Sonne.
Meine letzten Worte:
„Mama, auch dich habe ich belogen. Ich werde sterben. Wie jeder andere auch.“
Und die Guillotine ergriff mich, befreite mich von jeglicher Schuld und meinem belasteten Körper und beförderte mich ins ewige Nichts, wo ich sie alle wiederfinden jedoch niemals antreffen würde.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Hot Dog

Man beachte die Hundezuhälter unserer Zeit, denn sie geben einiges über sich Preis und den Preis, für den die Besitzer aufkommen, muss der Hund bezahlen.
Man kann zwei Dinge feststellen:

1.Wird der Hund gestreichelt oder geschlagen, fest an der Leine unter Kontrolle gehalten oder lässt man ihn frei runlaufen; ist er stubenrein oder bepisst er Passanten oder Hydranten?
All diese Dinge scheinen irrelevant für uns außenstehenden und bepissten Passanten rüberkommen, jedoch verrät der Besitzer damit nur, wie er behandelt wurde und behandelt werden will.
Die Schosshünde müssen meist unter dieser Konsequenz unschuldig leiden und für die mentale Vergewaltigung der Besitzer in der Vergangenheit gerade stehen.

2. Es ist Tierquälerei.

Montag, 3. Dezember 2012

It was a pleasure to burn

Ich schrieb also meinen letzten Brief an meine verflossene Geliebte, der Krankheit, die mich seit einiger Zeit verfolgte. Die Onenitis.
Ich umhüllte diese letzten ehrlichen Worte mit einem Briefumschlag, ließ es in Feuer aufgehen und hoffte, irgendwer könnte Rauch lesen.
Wer braucht schon Intimität und Gefühle, wenn es billigen Sex und Internetpornos gibt?
Intimität ist ein Zeichen von Schwäche und Gefühle sind Symptome eines Untermenschen.
Wer braucht schon Bildung? Intellektualität ist ein Zeichen von Missverhalten gegenüber der Stabilität der Gesellschaft und sozialer Idiotie.
Darum weg mit den Büchern und begebt euch einen Schritt näher an die Monitore, um euch mit kleinen, weißen Lügen füttern zu lassen. Denn euer großer Bruder, der euch über alles liebt, weiß, dass ihr hungrig seid und beobachtet werden müsst, um keine Dummheiten zu begehen.
Man beachte also meine mit Rotwein gefüllte Leber, mein mit Schlaftabletten voll gepumpten Magen und meine Hoffnung, als gefallener Engel von der schönen, neuen Welt willkommen geheißen zu werden.

Dienstag, 13. November 2012

Artificial Satisfaction To Survive Superficial Love

Ich befand mich auf einem Candle-Light-Dinner mit der rasenden Jugend. Ich benutze mit Absicht das Wort „auf“ anstatt „bei“, denn mental stellte ich mich über sie, distanzierte mich von ihnen, nutzte Ironie, um jegliches Gefühl zu töten, das ich für diese Menschenmasse empfinden könnte.
Es lief anders ab, als ich es in Büchern gelesen oder in Filmen gesehen habe. Ich traf auf weitaus weniger Liebe, als ich mir erhofft hatte. Diese Gestalten empfingen mich nicht wie Engel, die mich mit ihren Flügeln umhüllten, damit ich mich geborgen und warm fühlen konnte, sondern verhielten sich wie Aliens, fremde Gestalten, die für mich eher ein Gerücht als eine Wahrheit hätten bleiben sollen.
Da gab es diese zwei Mädchen, die gegenüber von mir saßen und sich Ecstasy in den Mund warfen, um in der Fiktion zu leben, gefickt, geliebt und gefeiert zu werden, ohne Liebe entgegen zu bringen. Alles, was sie dafür brauchten, war ein Zehneuroschein und die Verdrängung der Gewissheit, dass es ihnen erheblichen Schaden in der Psyche zufügen könnte.
Falsche Nahrungsaufnahme.
Neben ihnen befanden sich zwei Jungs, die sich einen Kurzen nach dem anderen ausgaben, um etwas ganz Großes draus zu machen. Später würden sie mit diesen zwei Mädchen auf der Toilette verschwinden und gewaltigen Sex mit ihnen haben. Anstatt ihre Seele in Liebe zu ertränken, überschwemmten sie ihre Seele mit Alkohol und Sperma, damit sie auch bloß kein Leid mehr von sich gab.
Falsche Nahrungsaufnahme.
Gegenüber von diesen großen Vorbildern befanden sich zwei andere, eher eingeschüchterte Jungs, die mit ihren Blicken im Smartphone versunken waren. Sie stritten mit ihren Freundinnen per Gesichtsbuch, denn Gesichter zu sehen, reichte vollkommen aus, um sie auch zu fühlen. So liefen die Beziehungen die ganze Zeit ab.
Cybersex + Cyberlove. Denn es war der einzige Weg, sich einem Menschen zu nähern. Zwar musste man die körperliche Befriedigung alleine bewältigen, aber wenigstens waren die Seelen miteinander verschmolzen. Oder etwa nicht?
Ein anderer Junge vermochte sich mit Gras das Leben schön zu machen. Sein Kopf war voll, sein Herz war leer und mit dem Zünden dieser Wundertüte tat er sein Bestes, um den gedrehten und mit zynischen Gedanken gefüllten Papierkorb in seinem Kopf zu leeren.
Falsche Nahrungsaufnahme.
Nebenbei flirtete er mit einem Mädchen vom anderen Tisch, obwohl er doch eine Freundin hatte. Es ist um einiges leichter, anziehend zu wirken, sein Opfer anschließend auszuziehen, den Abend zu einem unvergesslichen zu machen, als seine Liebe zu halten und sie jeden Tag aufs Neue zu bändigen. Schaff dir eine Peitsche an. Damit investierst du mehr Glücksgefühle als das Marihuana, das nur Gras über die Sache wachsen lässt.
Neben mir befand sich diese eine einzige Faszination, die mich an die Liebe glauben ließ, doch sie war leider schon vergeben. Ich wusste aus Büchern, dass er nur ein Hindernis aber kein Problem sein würde, aber versucht ihr doch mal, nach zwei Jahren völliger Isolation und daraus resultierendem Selbsthass die Selbstliebe aufzubringen, die einen dazu motiviert, die Theorie in Praxis umzuwandeln. Also ließ ich dieses Mädchen mit ihrer Liebe alleine oder eher, ich ließ mich selbst mit meiner nicht existenten Liebe allein.
Natürlich könnte ich jetzt anfangen, mit Federn zu spucken, um ihnen Allen Flügeln zu verleihen. Aber im Endeffekt würde es mich nicht zum Fliegen bringen und ich würde sie oben alleine lassen.
Also vermochte ich mich der Unterdrückung anzupassen und selbst zum Vermeider der Liebe werden. Es fühlte sich wie die Hölle an. Doch die Hölle, die ich fühlte, entwarfen die anderen für mich. Und so fühlten sie sich auch. Und um diese Hitze nicht zu spüren, machten sie mit Chemikalien, Spirituosen und der Technik alles kalt um sich herum und legten ihren Weg zur Liebe auf Glatteis.
Diese rasende Jugend zog an der Liebe vorbei. Doch was sie nicht wussten ist, dass es die Flucht vor der Liebe war, die sie so rasend machte und dass der Weg, den sie bestritten, nur Zuflucht bat, aber sie nicht glücklich werden ließ.
Ich sah die Kerze an und dachte daran, dass ich alles verändern könnte durch mein Wissen, das ich in die Tat umsetzen könnte. Ich könnte ihnen einen Vorbild sein, das Licht, das sie verfolgen würden. Doch das Wort ist immer der Schatten der Tat und ich sah mich als Schatten des Kerzenlichts. Ich nahm also die Kopfhörer auf und versank in schlagenden Kürbissen, die mich über Huxleys Droge „Soma“ aufklärten. Was war das doch für eine schöne, neue Welt, in der wir uns befanden.
Die Kerze erlosch und mir wurde kalt.

Freitag, 9. November 2012

Das einsame Schaf

„Es dauert noch etwas, bis Wunder aus der Erde wachsen.“ Sagte der Fuchs zu dem einsamen Schaf, das unaufhörlich auf das Gras starrte. „Ich warte nicht.“, versuchte das Schaf sich zu rechtfertigen. „Ich bedauere, dass ich mich nicht traue, das schöne Gras zu fressen.“
„Ach!? Hat der Bauer wieder das Gras gedüngt? Wenn dem so wäre, müsste die Heide bald voll von totem Festschmaus bestehen“, dachte sich der Fuchs laut.
„Darum geht es mir nicht. Ich bringe es nur einfach nicht übers Herz, dieses Gras zu essen, weil Pflanzen immerhin auch Lebewesen sind“, jammerte das Schaf.

„Ich beginne zu begreifen, wie dumm und naiv du doch bist. So jemanden wie dich kann ich einfach nicht vernaschen. Du bist mir zu leichte Kost. Aber trotzdem bin ich nicht umsonst den weiten Weg von dem Baum dort drüben bis hierhin spaziert, denn ich werde dich etwas lehren“, versprach der Fuchs voller Selbstbewusstsein.

„Ach ja!?“, flüsterte schon fast das Schaf: „Ich bin gespannt.“
„Dann entspann dich! Du bist hier immerhin nicht auf dem Schlachthof! Na gut, höre mir zu. Dieses Gras, das du da essen sollst, kann dir nicht sagen, ob es gefressen werden will. Das haben dir die anderen Schafe eingetrichtert, um fetter zu werden. Meinst du etwa, unschuldige Lämmchen lassen sich ungern vernaschen? Wo denkst du hin? Sie lieben es! Genau so sehr, wie ich.
Sie mögen zwar Widerstand leisten, jedoch ist es selbstverständlich. Immerhin fresse ich kein Lamm, das sich selber kocht und mich zum Tische ruft. Das wäre für beide Beteiligten ein langweiliges Spiel. Darum dieser Widerstand. Je resistenter dieses Lämmchen mir ist, umso cleverer muss ich versuchen, es zu umgarnen, bis es nicht mehr anders kann, als mir in den Mund zu springen. Das mag zwar jetzt alles unmoralisch und böse klingen, aber so sind die Regeln der Natur.
Mache ich mich zum Verbrecher, nur weil ich weiß, wie man dieses Spiel spielt?
Diese Natur besteht aus einem ewigen Kreislauf von Leben und Tod, Entstehen und Vergehen, Lust und Schmerz. Eine Urkraft, die das Rad des Seins in Bewegung hält. Und du bist ein Teil davon. Und das Gras nicht zu fressen ist so dumm wie eine Revolution im Kommunismus.
Du schätzt gar nicht, wie schön der Genuss von frisch geschnappter Beute schmeckt, aber dieses Gefühl kennst du beim nicht bewegenden Gras wahrscheinlich nicht.
Lass es mich anders veranschaulichen.
Dein fünftes Bein möchte doch bestimmt mal Bekanntschaft mit einer jungen Schafdame machen. Schau mich nicht so schamhaft an. Das Begehren begehrt, wessen es bedürftig ist und Reproduktion deiner Art gehört zu den Grundbedürfnissen des Lebens. Dein Problem ist nur, die Herde hat dich viel zu sehr verweichlicht. Sieh mich an. Ich bin das einsame Schaf. Ich töte dich mit Wattebällchen. Sei doch mal ehrlich, willst du weiterhin so bleiben?
Pssst. Bleib ruhig. Du brauchst nicht zu antworten, das war eine rhetorische Frage.
Wir beide kennen die Antwort. Zuerst einmal brauchst du ein neues Aussehen. Geh mal wieder zum Bauern und lass dir die Seiten rasieren, das ist momentan der letzte Schrei. Mach mal öfters einen Spaziergang, deine Beine ähneln den Grashalmen. Lass dich davon aber nicht unterkriegen. Ich bin auch nicht der Best-Aussehendste. Schau mich nicht so verwundert an. Das war höfliche Bescheidenheit.
Du sollst nur anfangen, dich wohl in deinem kleinen, dürren Etwas von Körper zu fühlen. Noch viel wichtiger: Du musst lernen, deinen Charakter mehr zu schätzen. Denn erst dann wirst du selbstbewusster ans Werk gehen. Selbstbewusstsein ist der Schlüssel. Und zwar genau der zum Hinterhof, wo alle Schafdamen hausen. Den kannst du mir gerne mal borgen, wenn du mit ihnen durch bist. Ich bekomme nämlich langsam Hunger. Aber Schluss damit.
Fang an, deinen Trieben zu folgen.
Gelegenheit, du starke Versuchung – entführe mich. Koste jeden Moment dieses bisher armseligen Lebens aus und das Gras wird dir besser schmecken als je zuvor.
Du musst wissen, nicht fürchten, dass du eines Tages sterben wirst. Das ist dein Leben und es endet Minute für Minute.
Und bisher tötest du nur Zeit. Du Mörder, lässt das dir unterlegene Gras am Leben, während du innerlich verwehst.
Ich seh’ schon an deinem lustvollen Blick: Du hast Lust auf viel Sex.
Vergiss’ das mal ganz schnell wieder, denn sonst hätte ich dir gesagt, du hättest dir ein Handtuch mitnehmen sollen. Ich lehre dich hiermit nicht die Verführung, um aus Sport zu ficken, sondern um dich zu verlieben.
Ja genau. Ich glaube an die Liebe. Jedenfalls an ihre gewaltige Macht, die dich mit Glücksgefühlen beschmücken kann. Aber vorerst die wahre Definition von Liebe, mein kleiner naiver Freund, denn die Herde hat dich getäuscht. Gewöhn dich am besten daran, denn der Weg, den du bestreiten wirst, wird von Neid gepflastert sein.

Liebe ist die über die Wasseroberfläche des Unbewussten ragende und von unserem bewussten Selbst getarnte Spitze eines Eisberges, welcher aus verschiedenen im Instinkt fußenden Gefühlen besteht. Liebe kann für die einzelnen Tiere deshalb etwas völlig unterschiedliches sein.
Es liegt in deiner Verantwortung, sie erstens von schädlichen Bestandteilen frei zu halten und zweitens nur jenen Schafdamen zu geben, die sie auch verdienen. Doch es wird langsam spät und das Gewitter, das du da zu hören glaubst, ist mein Magen. Halte dich an mein Wort und du wirst ein glückliches Schaf, das die Einsamkeit überwindet. Und wer weiß, vielleicht bist du eines Tages das Schaf, das ich vor lauter Begierde zu vernaschen versuche. Dann werden wir uns als Konkurrenten gegenüberstehen. So ist der Lauf der Dinge. Am besten läufst du voraus. Es wird Zeit, zu verschwinden. Man kriegt sich.“

Der Fuchs verschwand in der Herde der Schafe und das damals einsame Schaf lächelte zum ersten Mal in seinem bisher lustlosen Leben. Denn es wurde auch Zeit für das Schaf, auf die Schafsjagd zu gehen, um seine Königin zu finden.

Coexist

Was lief falsch? Wir liefen falsch, unsere Beine waren verkrümmt, denn die Vernunft hat uns eingeholt, also liefen wir verkehrt; aneinander vorbei. Ich vergaß, meine Peitsche dabeizuhaben und du fingst an, dein Drama zu einem Existentiellen zu machen. Als wir zurückblickten, waren unsere Geister, unsere Seelen zu weit voneinander entfernt. Das einzige, was wir stets mit uns trugen, war die Existenz des Anderen. Ich nahm deine Last, dich selbst auf mich und trug es mit mir. Du warst tot, hast nicht gespürt, wie ich mich um dich bemüht habe. Also habe ich deine Leiche begraben. 
Gott ist tot. 
Ich kam nicht zu deiner Beerdigung, dafür hast du stets deine Mitmenschen, die deine Leiche zu trösten versuchen. Es erinnert mich an unsere Hochzeit, an der wir beide uns betrunken antrafen und uns ewige Treue schwuren, als sich unsere Versprechen zum ersten Mal per Lippenkontakt verbündeten. Nietzsche kam als eloquenter Tröster, so konnte ich den Weg nach Hause finden. Während du Gras über die Sache wachsen lässt, hoffe ich stets, dass du deinen Tod begreifst und endlich aufwachst. Wenn du dann deine bisherige Existenz unter dir begraben hast, werde ich dir helfen, aufzustehen. Du musst den Weg nach Hause jedoch alleine finden. Und vielleicht wird es dasselbe Bett sein, in dem wir uns wiederfinden und einschlafen werden.

Mittwoch, 7. November 2012

Zigarette

Mein Leben ähnelt einer Zigarette. Die Welt züchtet mehr Tabak als man ver(b)rauchen kann. Mein Land ein Kiosk und meine Eltern Opfer des Konsums. Der Staat dreht mich zurecht und macht mich (b)rauchbar. Man steckt mich in eine Packung mit Freunden, schließt uns ein und macht uns bereit für den DAX. Mein Leben beginnt und ich werde angezündet. Ich schmecke der Welt nicht und bin trotzdem heißbegehrt. Ich verliere immer mehr von mir, werde schwächer und kleiner. Jeder nimmt sich einen Zug. Man raucht mich mehr als man mich braucht. Und wo ende ich?
Im Aschenbecher mit all meinen Mitmenschen. Aufge(b)raucht und nutzlos für die Zukunft. Ich hatte einen Zweck für kurze Zeit. Zahlreiche Kippen werden folgen und ich gerate in Vergessenheit. Man kümmert sich mehr darum, wen man als nächstes (geb)rauchen kann.

Samstag, 3. November 2012

Buddhistischer Nihilismus im ewigen Recht

Man sollte wissen, dass ich immer recht habe, da mir mein Recht nichts wert ist und darum jedes Recht meines ist, weil alles eigentlich doch nichts ist.

Pi

Wir sind Fehler, die auf den Versuch warten, korrigiert zu werden, doch das Problem in der Logik, jedoch die Lösung in der Liebe, besteht darin, dass es keine Lösung gibt.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Schutzmaske

Lippen so plastisch wie die Gestalt Cinderellas. Und ich war der Narr, der ihre Märchen von ihren Lippen lesen wollte. Ich machte ihr den Schuh zu und das Resultat war folgendes: Ich bekam eine bissige Bella.
Ihr Parfüm übertüncht nur die Tatsache, dass sie ein Stinktier ist. Sie benutzt ihre Drüsen, um mich stinkig zu machen. Ich war es gewohnt, mit Schutzmaske rumzulaufen, aber ich war so dumm, sie abzunehmen, um besser erkennen zu können, wer sie ist. Nun stinken wir uns beide gegenseitig an. Doch was ist diese Liebe und wo finde ich dieses Glück, das mir alle so euphorisch empfehlen? Denn ihre Liebe war ein schlechter Scherz, seit dem Tag, an dem wir uns trafen. Und ich dachte schon, meine Witze wären schlecht. Das Problem dabei ist nur, irgendwie sind wir doch aneinander gekettet. Und trotzdem versuchen wir uns voneinander zu lösen. Ich denke, Liebe ist die bittersüße Versuchung und gegen sie anzukämpfen ist ein Messerstich durch Leib und Seele.
Wir haben gelernt, dass es leichter ist, gegen etwas zu kämpfen als für etwas zu kämpfen, doch Liebe kann man nicht lernen, denn es ist eine irrationale Funktion. Funktionieren tut sie nur, wenn wir uns von unserer Vernunft lösen können und unsere Triebe arbeiten lassen, die Seele sich vom Leibe befreit und das Herz voller Euphorie erblüht und gedeiht.
Diese Liebe habe ich losgelassen und mich in einer neuen Liebe gefangen. Mal schauen, wo dieser Messerstich hinein buhlt.

Why must there be a thief, when I'm the thief?

„Wissen sie, warum ich niemals den Willen aufbringen werde, sterben zu wollen?
Weil die Narben, die ich mit meinem Messer in meinen Geliebten am öffnen bin, noch nicht groß genug sind, um mich von meinen Liebsten ohne Angst verabschieden zu können. Denn momentan sieht es so aus, als ob sie diese Narben, die ich als verstorbene Biomasse hinterlassen würde, mit angefahrenen Unfällen namens „Erfahrungen“ wieder schließen könnten. Und mein Verlangen sehnt sich danach, niemals in Vergessenheit zu geraten. Und das erreiche ich nur, wenn ich mit Messerstichen in ihnen buhle. Wenn das Ultimatum erreicht ist, und das wird in der drehenden Welt, die sich nach dem Kreislauf der wiederkehrenden Enttäuschungen richtet, nicht möglich sein. Denn ein Kreislauf dreht sich außerhalb des Eigentlichen. Es geschieht in der Nähe des Absoluten, aber niemals im Absoluten. Und darum kann ich nicht diesen Kreislauf verlassen, denn mein fantasievoller Wille strebt es an, das Unmögliche zu erreichen, indem ich mit aller Inbrunst versuche, es zu erfassen und möglich zu machen. Und dieser Widerspruch hält mich hier gefangen. Aber welch eine Herrlichkeit bereitet es mir doch, ein Messer zu besitzen, mit dem ich mich zwar nicht befreien kann, jedoch um die intimsten Gefühle meiner Mitgefangenen zu erfahren. Wollen sie wissen, wer alles von ihnen ein Feigling ist? Jeder Einzelne. Denn unter der Gestalt, die sich durch Hautschicht definieren lässt, versteckt sich der Geist eines Menschen, der liebt. Und jeder, der liebt, ist ein Narr. Wie sehr er sich auch mit der Macht des Wortes als Weisen verkleiden möchte; er ist nichts weiter als ein stupider Narr, der sich durch die Liebe verletzen lässt. Und dies versucht er zu vermeiden. Selbst vor der Konfrontation meines Messers versucht er zu fliehen. Dabei habe ich nicht vor, die Menschen zu töten. Wenn dem so wäre, würde nun die Erde nur noch mit Grabsteinen bedeckt sein. Aber lassen wir die Welt doch nicht so ganz versteinert aussehen. Überlassen wir dies den Kiffern unter uns. Nein, vielmehr möchte ich sie daran erinnern, dass sie fühlen können, dass sie kein Stein sind. Ich bin ebenfalls feige, denn ich versuche meine wahre Gestalt mit der Anerkennung anderer zu verstecken, indem ich die erkämpften falschen Komplimente als Wahrheit aufnehme und der Welt verkünde. Und diese Anerkennung verdiene ich mir nur, wenn ich Erinnerungen in ihrem Inneren hinterlasse. Und die stärksten Erinnerungen, sind die, die am tiefsten liegen. Diese Tiefe erreiche ich nur, wenn ich mit einem Messer vorgehe. Man kommt als Feigling und Narr auf diese Welt, doch die Gesellschaft lehrt uns, eine starke Fassade zu entwickeln. Diese Fassade muss mit dem Messer durchbohrt werden. Der Feigling muss erstochen werden, um ein Held zu werden. Denn das Leben ist das Elend. Der Stich ist die Rettung. Die Heilung ist der erste Schritt eines Helden. Meine selbsterteilte Aufgabe ist es, dieses nicht zu entkommende Labyrinth mit einer Heldentat zu verlassen, dadurch, dass ich Helden schaffe, indem ich sie von ihrer bösen Entscheidung, eine Fassade zu entwickeln, zu befreien. Es ist in Ordnung, aus der Ordnung zu fallen, und sich als Feigling und Narr zu entkleiden. Die Nacktheit wird die Menschheit schockieren, denn sie werden ein Arsenal ihres Spiegelbildes wiedererkennen. Es ist die Regel, eine Fassade zu schaffen, um sie entlarven zu lassen. Ich bin kein Verbrecher, nur weil die Regeln so unmoralisch sind, ich nutze nur die Gewissheit, um nach ihnen zu spielen. Auch wenn ich dafür ein spitzes Werkzeug benutzen muss, um in die Menschheit einzudringen. Es ist der einzige Weg, nicht in Vergessenheit zu geraten. Man muss das Elend seiner selbst in den Hintergrund rücken, um die Menschheit aus ihrem Elend zu befreien und sie zu Helden zu machen. Nur durch Heldenschaffung wird man zum Helden. Und nur als Held gerät man nicht in Vergessenheit. Wissen sie auch, was sie mir nicht verraten dürfen, sonst stände ich vor dem Abgrund zum Tode und würde springen? Es ist der Gedanke, dass Helden nicht existieren, dass Helden in der Unmöglichkeit zu Hause sind, und wir im Bereich des Möglichen keinen Weg dorthin finden, weil wir uns im Kreis bewegen. Lügen sie mich an. Lassen sie mich in der Illusion leben, denn es hält mich am Leben. Lasse ich diese Illusion los, so werde ich fallen gelassen. Und Helden fallen nicht. Helden lügen jedoch auch nicht. Oh, Höllenwillens. Ich bin ein Lügner. Ja, sie haben recht. Ich gehöre ins Verderben, denn es ist mir nicht möglich, ein Held zu sein. Aber sehen sie sich den menschlichen Verstand doch mal an. Er findet immer wieder eine Ausrede, nicht sterben zu wollen. Existiert der Wille doch, hat mein Messer ihm die Ausrede genommen und ihn zum Schweigen gebracht. Bin ich ein Held oder ein Verbrecher? Natürlich bin ich ein Verbrecher, doch meine Fassade verkleidet mich als Helden, um nicht sterben zu wollen, um weiterhin meine Zeit damit abschlachten zu können, als Held in Erinnerung zu bleiben. Sehen sie nun, zu welcher Gewissheit ich sie getrieben habe? Wer will dann noch leben? In einer heldenlosen Zeit, die noch nie heldenhaft war. Nur Helden haben es verdient zu leben. Und raten sie, wer es verdient hat, zu leben? Nur ich. So ist es. Ich bin der einzige Held in diesem Elend. Und ich kann die Menschheit nur von ihrem Elend befreien, indem ich sie als Verbrecher umbringe und sie in den Glauben ertränke, nur so könne man zum Helden werden. Machen sie sich gefasst auf die Klinge, denn sie sind mein nächstes Opfer.
Ich bringe nicht den Willen auf, zu sterben, weil nur der hinterlistigste Feigling gewinnt. Und die Gewissheit, die Hinterlist erkannt zu haben, machen mich zu dem Hinterlistigsten aller. Und ich versinke in dem Glauben, das Leben sei ein Spiel mit einem Gewinn. Doch man endet immer in der Niederlage. Legen sie sich mir nieder, denn es ist nun an ihrer Zeit, mit dieser Erfahrung Bekanntschaft zu machen. Meine Zeit wird ebenfalls kommen, aber mit meiner Waffe als Dienst zum Schutz vor der Wahrheit, versuche ich vor dem Möglichen zu fliehen und in der Lüge des Unmöglichen zu gedeihen.“

Mittwoch, 12. September 2012

Ceremony

Darum mag ich nicht feiern gehen. Du findest dich in unendlich Lebensgeschichten wieder und verzweifelt versuchst du zu verstehen, warum alle immer dich mit ihren Ansichten von der Welt überzeugen wollen, verstehste?
Es ist so, als wollten sie Bestätigung, weil sie nicht wirklich davon überzeugt sind.
ich sage bloß:
"Das, was du hoffst, zu wissen, ist das, was du glaubst und dein Glaube untergräbt dein Wissen."
Die geben sich damit zufrieden, aber um ehrlich zu sein, glaube ich an nichts, sondern hinterfrage alles.
Ich weiß also nichts und diese Menschen wollen sich von einem Wissenslosen belehren lassen. Komisch, diese Menschen. Wollen immer alles wissen, aber richtig verstehen wollen sie's nie. Könnt' ja alles 'ne Lüge sein. Ist es auch, aber interessiert mich n' Scheiß, verstehste?
Ja? Ich nicht..

The Day The Banks Collapse On Us

Stiche durchdringen meine Haut. Da grüßt die Familienhistorie. Mal sehen, ob ich heute empfinde. Keine Sorge, Vater. Ich werde deine Fehler nicht weiterführen und trotzdem sagen können, dass ich dich liebe. Kein portioniertes Leben. Ein Leben voller Leidenschaft. Habe ich mehr gelitten oder geschafft?
Blicke in den Spiegel und ich frage mich, was aus mir geworden ist.
Die Zeit verbrennt Gefühle.
Man sagt, die Zeit heile alles.
Vielleicht das Feuer des Sturms, aber niemals die Asche meines Falles.
Phoenix der Vergangenheit, entfache dein Leben und flüchte mit mir zurück in die Wahrnehmung der Realität.
Alles verfällt. Alle meine Freunde enden als Dreck im Boden.
Und diesen Dreck haben wir erbaut, Kopfstimme. Du kannst ihn haben.
Du hast mehr gefickt als gefühlt,
mehr geführt als gefolgt,
mehr verführt als versorgt,
mehr geraucht als gebraucht.

Doch die Karma Polizei hat dich erwischt und erschossen. Du bist schlecht für meine Suche nach dem inneren Frieden. Du hast zuviel in Mathe gesprochen, zu rational gedacht.
Als Prostituierte der Gesellschaft zischst du wie ein Kühlschrank, weil du so gefühlskalt bist, klingst wie ein verstimmtes Radio auf der falschen Frequenz. Der Sender heißt "Gesellschaft-Prestige, Geld und Ego." Das kann die Karma Polizei sich nicht mehr anhören. Mit deiner Hitlerfrisur hast du versucht, die Macht über mich und die anderen manipulativ zu ergreifen, aber damit ist jetzt Schluss. Sie haben deine Partei gestürzt.
Das passiert, wenn du dich mit uns anlegst.
Ich gebe nun alles, doch das scheint niemals genug zu sein. Ich muss mich endlich von dem Lenker befreien, an dem du mich gebunden hast. Loslassen und den Unfall mit dem Auto "Wissen" passieren lassen. Jeden Gedanken zerstören, den ich rational erfassen konnte, den du mir vorgegeben hast.

Für den Moment fühlt es sich so an, als hätte ich mich selbst verloren, dabei habe ich mich bloß von dir, der Vernunft befreit. Der Sturm ist verweht und hat Narben hinterlassen, die ich versuchen werde, wie gefallene Herbstblätter wegzukehren, jedoch verlangt die Karma Polizei von mir, mich um sie zu kümmern, damit sie sich für immer schließen.
Es ist alles für das Beste, auch wenn ich eher Zweifel als Glück verspüre, fühle ich, dass heute ein glorreicher Tag ist. Ich habe mich noch nie so lebendig und so verbunden und nahe zu mir selbst gefühlt.
ich weiß nun nicht mehr, wohin mit mir. Muss ich das?
(Nach Regen folgt Nebel und erst dann erscheint die sonnige Klarsicht)
Nein, ich Idiot bin nicht auf diese Stimme angewiesen. Ich scheiß auf mein Bild von Gott, die Worte meiness Vaters und folge meinen bisher unbekannten Trieben, Mutter Natur.

Montag, 23. Juli 2012

Falscher Plastiktraum (Märchen)

In einer falschen plastischen Welt lebte ein kleiner Junge, der jeden Tag im falschen plastischen Garten spielte. Dort gab es unzählig viele falsche Plastikbäume, die immer gleich aussahen und sich nie veränderten. Sie sahen perfekt aus und waren parfümiert. Der Junge vergnügte sich jeden Tag mit einem anderen Baum. Mehr brauchte er nicht. Kein Essen. Kein Schlaf. Keine Träume. Er hatte all das, was er sich vorstellen konnte. Sein Leben schien perfekt.

Eines Tages entschied er sich dafür, nur noch mit einem Plastikbaum zu spielen, weil er zu faul war, sich zu den anderen Plastikbäumen zu bewegen. Er vergnügte sich also mit dem Baum. Kletterte, tobte und balancierte auf ihm herum. Der Plastikbaum blieb unversehrt. Doch irgendwann bog der Junge einen Ast so sehr um, dass er brach. Wie soll man bitte einen Ast aus Plastik brechen, dachte sich der Junge und als er verschrocken zum Plastikbaum rüber sah, bemerkte er, dass sich eine Rinde unter der falschen Plastikschicht befand. Der Junge wusste nicht, was er tun sollte. Er benutze ein Pflaster, um die Rinde vor der puren Kohlenstoffluft zu schützen, die ihn umgab. Der Junge dachte sich nichts dabei und spielte weiter auf dem Plastikbaum. Irgendwann, nach eintausendmal Toben und eintausendmal Klettern fing der Plastikbaum an, sich zu schälen. Der Junge sah die ganzen Wunden, Kratzer und Unreinheiten. Doch die fand er, machten den Baum so einzigartig und so wunderschön. Es ist leicht, in dieser Welt dem Hässlichen einen schönen Platz in der Seele zu verleihen.

Das Spielen wurde intensiver. Die unebenen Äste machten das Klettern interessanter und intensiver. Der Junge empfand zum ersten Mal so etwas wie Müdigkeit. Er baute sich ein Häuschen und ging ins Bett. Spät in der Nacht dann holte ein Schreien den Jungen aus seinem Schlaf. Es war der Baum. Der Junge huschte in den Garten und fragte den Baum, was los sei. Der Baum rief: „Ich brauche Wasser.“ Wasser? Dachte sich der Junge, was soll er damit. Doch anstatt weiter über die Frage nachzudenken ging der Junge zum Fluss, füllte eine Gießkanne mit Wasser und ging zurück zum Baum. Er fragte den Baum, was er damit machen soll. Der Baum antwortete: „Gieß es mir über meine Wurzeln. Ich benötige Wasser zum Überleben.“ Der Junge verstand und tat es. Der Baum bedankte sich und der Junge ging wieder schlafen.

Am nächsten Morgen dann spielte der Junge erneut mit dem Baum. Der Junge fing an, sich zu verletzen. Er bekam selbst Kratzer, Splitte und Narben, doch nach diesen eher unglücklichen Momenten freute er sich nur noch mehr auf das Glück, wieder aufstehen zu können. Er machte neue Erfahrungen und fing an zu wachsen.

Der Junge füllte ganz viele Gießkannen und begoss den Baum jeden Abend vor dem Schlafen gehen.
Eines Morgens kam der Junge zum Baum und bemerkte, dass irgendwelche roten Kugeln an den Ästen hingen. Der Baum sagte: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Das ist ein Apfel. Pflücke ihn und iss ihn.“ Der Junge blieb erst zögernd stehen. „Vertrau mir“, sagte der Baum.
Also pflückte der Junge einen dieser Äpfel und aß ihn. Der Junge hatte zuvor noch nie etwas gegessen. Und er fühlte sich anschließend besser als jemals zuvor. Also pflückte er sie alle und fing an, Nahrung zu sich zu nehmen. Der Junge schenkte dem Baum Wasser und der Baum belohnte den Jungen, indem er ihn Äpfel schenkte, die er durch das Wasser gedeihen lassen konnte. Die beiden Lebewesen wurden voneinander abhängig.

Doch spüren konnte der Junge das erst nach einiger Zeit. Denn als er länger als zehn Stunden von dem Baum entfernt war, bekam er keine Luft mehr. Das lag daran, dass der Baum Sauerstoff ausstoßt, die die Lunge des Jungen so veränderten, sodass er nicht mehr länger Kohlenstoffabhängig war. Also musste der Junge sich in der Nähe des Baumes aufhalten. Denn er wurde Sauerstoffabhängig. Doch das machte ihn nichts aus. Im Gegenteil. Das machte er gerne.

Es wurde Herbst und das erste Mal wurde dem Jungen kalt, aber nicht nur das. Denn der Baum verlor seine Blätter. Der Junge also kehrte die Blätter weg, damit der Baum sich nicht so dreckig fühlte und seinen verlorenen Blättern nachtrauerte. Dem Baum wurde ebenfalls immer kälter, also strickte der Junge ihm eine Decke. Sie war so groß, sodass sie den ganzen Baum überdeckte. Geschützt vor der Kälte des Winters verbrachten der Junge und der Baum die Zeit unter der großen und gemütlichen Decke mit einem Vorrat an Wasser.

Es wurde Frühling und der Junge war so sehr herangewachsen, dass man ihn schon einen Erwachsenen nennen konnte. Einen Mann.
Der Mann und der Baum spielten weiterhin jeden Tag und ernährten sich gegenseitig von Äpfeln und Wasser. Der Mann lernte eine Menge durch seine Erfahrungen mit dem Baum über das Leben. Der Mann fing an, sich viel mehr Gedanken über Dinge zu machen.

Eines Tages dachte der Mann darüber nach, wie es wohl sein würde, wenn er andere Plastikbäume im falschen plastischen Garten schälen würde? Also tat er das auch. Er schälte drei weitere Bäume, versorg sie mit Wasser und der Apfelbaum freute sich über ein paar weitere Bekanntschaften. Der Apfelbaum war immer noch der beste Freund, den der Mann hatte. Irgendwann gediehen die anderen Bäume jeweils mit Orangen, Birnen und Pfirsichen.  Der Mann pflückte sie alle und lagerte sie in seinem Haus.

Er hatte letztlich mehr Früchte, als er essen konnte. Er hatte mal von einem falschen Plastikmarkt gehört, wo er sie verkaufen könnte um Geld zu bekommen. Also machte er sich auf den Weg und verkaufte die Früchte, um Geld zu bekommen. Er wusste nicht, was dieses Geld war. Aber er mochte den Klang des Wortes und die Art des Blattes. Also lagerte er sein Haus mit diesem Geld, anstatt es mit Früchten zu lagern. Der Mann wollte mehr von diesem Geld. Also brauchte er mehr Früchte. Er schälte jeden einzelnen Plastikbaum, indem er mit ihnen spielte, um Früchte zu bekommen.

Im Sommer dann waren alle Plastikbäume geschält. Er erkannte keinen Unterschied zwischen den Bäumen. Sie wurden ihm alle gleich. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie ihm gleichgültig geworden waren. Der Mann wurde älter, zerbrechlich und bekam Falten an seinem Körper. Er erkannte seinen einst einzigen und liebsten Baum nicht mehr unter den anderen vielen Bäumen.
Doch der Apfelbaum ließ sich das nicht gefallen. Er fühlte sich ausgenutzt und betrogen.
Also vergiftete einen dieser Äpfel, den der alte Mann schließlich pflückte. Eines Abends dann, nach einem harten Arbeitstag gesellte sich der alte Mann ins Bett und aß diesen vergifteten Apfel, weil er so schön schimmerte und somit etwas Besonderes war im Gegensatz zu den anderen Äpfeln. Der Baum wusste, dass er sich dadurch umbringen würde, weil niemand mehr da war, der ihn mit Wasser ernährte. Aber das war wohl Liebe. Er handelte aus Eifersucht zu den anderen Bäumen. Und wenn er ihn schon nicht für sich haben konnte, dann sollte ihn keiner haben. Diesen alten Mann, der einst so ein schöner Mann war. Und um das zu erreichen, grub der Baum auch sein eigenes Grab. Denn der Mann war nicht mehr das, was er einst gewesen ist. Er ist nun das, was man in dieser falschen plastischen Welt einen „Menschen“ nennen würde. Habgierig, egoistisch und gefühllos. Und solche Menschen konnte der Baum überhaupt nicht vertragen. Um den alten Mann bildete sich eine falsche Plastikschicht, die ihn oberflächlich machte. Und so starb er auch. Tief im Innern war es der Junge, der schrie und litt, doch der Mensch gab keinen Ton von sich, als er schmerzhaft an dem Gift starb. Letztlich starben auch alle anderen Bäume, weil sie kein Wasser bekamen. Es gab keinen falschen plastischen Garten mehr, sondern ein Friedhof voller Erinnerungen, die den Ort menschlich machten.

Und wenn der Mann nicht soviel nachgedacht hätte, wäre er kein Kapitalist geworden, dann wäre er auch kein Mensch geworden und würde wahrscheinlich noch heute mit dem Apfelbaum leben und an Erfahrungen gedeihen.


Idiotie

Mit der Erziehung ist es doch wie mit dem Klimawandel. Man bemerkt die Fehler erst, wenn sie sich entfaltet haben. Stellt euch vor, ihr seid die Welt. Und eure Eltern sind die ganzen vorbildlichen Kapitalisten, die euch eine Ausbildung oder ein Atomkraftwerk auf eurem Territorium vorschlagen. Aber in Wahrheit ist es doch so, dass wir uns nicht entfalten können, wenn wir im Büro arbeiten oder ein Atomkraftwerk uns verpestet. Sie denken, sie würden das Beste wollen, dabei wollen sie nur ihre bisher unerreichten Träume in uns verwirklichen. Geld und Ruhm.
Selbst wenn die Prominenz Alarm schlägt, halten sie an ihren Methoden fest. Sie nehmen sich so viel von uns. Unsere Bäume und Träume, unsere Triebe und Liebe. Und geben nichts zurück, was wir gebrauchen könnten. Sie hören unsere Hilferufe nicht. Wir verursachen Diskussionen und Hurrikane, aber davon lassen sie sich kaum beeindrucken. Sie schieben es auf die Pubertät oder das Ozonloch. Dabei sind sie für Beides verantwortlich.
Wenn die Technik weit genug ist oder unsere Eltern es mal wieder ungeschützt getrieben haben, dann wird der Mars oder dein kleiner Bruder verpestet. Wir werden einfach abgeschoben, weil sie enttäuscht von uns sind. Dabei vergessen sie, dass wir auch innere Werte und so was wie Gefühle haben. Aber sie betrachten die Sache anders.
Wir sind doch nur ein kleiner Planet im Sonnensystem.
Rebellion. Machtlos.
Verständnis. Fehlanzeige.
Ticken wie ein Uhrwerk müssen wir.
Doch wir werden zurückschlagen. Noch weitere Naturkatastrophen und Wutausbrüche werden folgen, bis wir sie aus unserem Planeten endgültig verbannt haben.
Solange nicht alles noch schlimmer werden kann, wird es niemals besser werden.

Freitag, 13. Juli 2012

Hausmeister

„Wie kann ich Wunden heilen, wenn ich die Zeit nicht empfinde?“

Dieses Zitat stammt aus dem Film „Memento“ und es ist eigentlich total zusammenhangslos zum Film, wenn man ihn mit dem Gedanken vergleicht, auf den ich gekommen bin, als es verwendet wurde, aber ich mag diesen verdammten Gedanken, also folgt nun die Schilderung:

Wir alle haben unser Päckchen aus der Vergangenheit zu tragen. Sei es der überfahrende Hund, die Vergewaltigung an jenem Samstagabend, als die Tante „Babysitter“ gespielt hat oder der alkoholsüchtige Vater, der gerne mal seine Fäuste zu Wort kommen ließ.
Dies alles und leider noch viel mehr wird uns Menschen beschert, ob wir nun wollen oder nicht. Und das leichteste Mittel, um damit umzugehen, ist vor der Erinnerung zu flüchten. Wir suchen uns mentale Fluchtmittel. Sei es Musik, Alkohol, Medien oder die Gesellschaft. Wir flüchten. Damit löschen wir die Erinnerung jedoch nicht aus. Nein, so leicht ist das nicht. Wir verdrängen sie nur.
Stellt euch vor, jeder von uns hat ein kleines Kind in seinem Körper, das auf einer Landschaft lebt. Ein Sturm kommt auf und verletzt das Kind. Dieses Kind baut sich ein Haus, um sich davor zu schützen. Doch der Sturm ist noch da. Er wütet ums Haus herum. Dieses Kind also hat die Möglichkeit, auf der großen weiten Landschaft zu leben, doch es existiert in einem verschlossenen Haus. Das Kind fühlt sich sicher in dem Haus, aber unwohl. Unfrei.
Selbst wenn der Sturm weg ist, traut das Kind sich nicht mehr raus. Und falls es dies doch tun sollte, fühlt es sich zu schwach, um auf der zerstörten Landschaft zu stehen.
Nehmen wir mal an, der Sturm sei das Päckchen, das uns gebracht wurde, um unser Leben zu ruinieren. Und dieses Kind sind wir. Nur stellt es euch ein wenig süßer vor, als ihr es seid. Ja genau, mit diesen süßen leicht roten Bäckchen und den Grübchen, wenn es lächelt.
Das Haus dient als verdammte Fluchtmöglichkeit vor dem Sturm.
Wenn der Sturm weg ist, Leute, ist das unser Leben, nachdem das unwiderruflich Scheußliche passiert ist. Diese Scheißlandschaft symbolisiert unser Scheißleben danach. Ihr merkt schon, das kennt ihr doch.
Ja, erwischt meine Freunde. Ihr gehört doch genau so gut wie ich zu den Menschen, die mehr  der Musik als den Menschen zuhören, die mehr trinken als ihre Leber verarbeiten kann, die mehr Fernsehen als ihr platt gesessener Arsch vertragen kann, die sich lieber mit den sekundären Problemen anderer als mit sich selbst beschäftigen. Tolle Häuser, die wir da bauen. Prächtig. Nur leider werden wir irgendwann klaustrophobisch und wollen raus aus dem viel zu engen Haus. Nur wir trauen uns nicht. Also bauen wir einfach ein neues Haus. Da wir uns nicht raus trauen, muss es im alten Haus erbaut werden. Und das neue Haus ist noch kleiner als das Alte. Und wir denken, mit dem neuen Haus hätten wir die Klaustrophobie bekämpft. Doch es wird der Moment kommen, an dem wir bemerken, dass es noch enger wird, und anstatt, dass wir uns aus dem neuen Haus trauen, bauen wir ein weiteres, verflucht noch mal viel kleineres Haus. Immer mehr Wände entstehen, gegen die wir ankämpfen müssen und all diese Wände haben wir uns selbst zuzuschreiben, weil wir feige waren und immer feiger werden. Wir eröffnen einen Teufelskreis, rutschen die Abwärtsspirale runter. Das kleine Kind sehnt sich jedoch nach Freiheit, wie jeder normale Mensch, doch es wird immer mehr und mehr eingeengt und begrenzt. Und das alles wegen einem Sturm.
Stellt euch mal so’n Freak vor, der einfach Häuser in einem Haus erbaut, um seine Klaustrophobie zu bekämpfen. Irrer Kerl. Würde er auf RTL erscheinen, würdet ihr darüber lachen. Ihr lacht dabei aber über eure eigene Dummheit. Dabei sollte dieser Spinner sich mit einer anderen Angst beschäftigen, die er mit dem Hausbau in den Hintergrund geschoben hat und zwar die Angst, sich zu überwinden. Der Sturm mag zwar ganz schön stark gewesen sein und er wird euch mit Sicherheit verletzt haben, aber das ist kein Grund, gleich Bob der Baumeister zu werden. Mag sein, dass kein Hund euren „Strolch“ ersetzen kann, aber das ist kein Grund, niemals in ein Auto steigen zu wollen. Mag sein, dass eure Tante sich an euch vergangen hat, weil ihr Sexleben beschissen war, aber kein Grund, sich vor der Menschheit zu verstecken. Mag sein, dass euer Vater euch ein paar blaue Augen verpasst hat, aber das ist kein Grund, den Frust an eure Kinder rauszulassen. Kauft euch n’ neuen Hund und nennt ihn „Susi“. Geht raus, trefft Menschen, w.z.B. „Patrick“ und „Sam“ und fühlt euch unbesiegbar und geliebt. Verbrennt das Haus eures Vaters und weint euch die Seele aus dem Leib, zerschlagt ein Auto, aber nicht eure Kinder. Alles, was ihr braucht, ist ein kleiner Schubs aus dem Haus. Der Anfang mag schwer sein, aber danach werdet ihr wieder atmen, wie ihr es schon lange nicht mehr getan habt. Dieser Schubs muss jedoch meistens von euch selbst aus geschehen.

Das ganze Gelaber und noch keinen Zusammenhang zum Zitat. Denkt ihr.
Es ist einfach. Wenn man flüchtet, ist man auf der Hut. Man grenzt sich ein und lebt nicht mehr seine Freiheiten und Triebe aus. Und wenn einem dies zustößt, dann lebt man nicht mehr, sondern existiert bloß. Und wenn man existiert, tötet man Zeit.
Wie soll man also die Zeit empfinden, wenn man sie tötet?
Wenn man eine Wunde nicht heilt, macht man sich zum Gefangenen seiner selbst.
Man verschließt sich vor der Blüte des Lebens und der gottverdammten Wolke der Zeit.

Mittwoch, 11. Juli 2012

(R)eman(n)zipation

Ich wache auf und neben mir schläft diese nette Lehrerin, die ich gestern gefickt habe.
Es ist unglaublich, wie schnell Frauen bereit für Sex sind, nur wenn man ihnen selbstbewusst genug ins Ohr flüstert, dass man sie liebt. Früher war es nicht so einfach. Werden Frauen heute weniger geliebt?
Ja, meine Damen und Herrn, Frauen werden heute weniger befriedigt und vor allem weniger geliebt. Die Erklärung liegt darin, dass wir die erste Generation von Männern sind, die sich beim Pissen hinsetzen. Wir sind eine von Frauen aufgezogene Generation. Unsere Väter waren arbeiten, um Geld zu scheffeln. Was sagt uns das über Gott?
Er ist ein verdammt beschäftigter Kapitalist.
Unsere Mütter waren für unsere Erziehung zuständig und diese Scheißtipps von wegen: „Sei immer lieb zu einer Frau. Bück dich verdammt und mach’ ihr die Schuhe zu.“
Jetzt mal ehrlich. Das ist wahrscheinlich das, was jede Frau von einem Mann will. Geld und einen untergebenen Fußabtreter. Aber liebe Frauenschaften, das ist nicht das, was ihr braucht. Ihr braucht einen Mann mit einer harten Nuss und einem weichen Kern.
Und die Mütter haben in unserer Erziehung Nussknacker gespielt.
In Wahrheit ist es doch so, dass der Sohn einer alleinerziehenden Mutter verheiratet auf die Welt kommt. Ich weiß auch nicht, aber bis deine Mutter stirbt, sieht es doch so aus, als ob alle anderen Frauen in deinem Leben höchstens so etwas wie Mätressen sein können.
Und es ist keineswegs so, dass du dich von deiner Mutter scheiden lassen könntest. Oder dass du sie töten könntest.
Du wirst also groß, während deine Mutter dich an der Leine hat. Sie hat dich unter Kontrolle. Du darfst dich nicht in der Schule prügeln, um ein anderes Mädchen zu beeindrucken. Du darfst ihr Blumen kaufen. Du darfst einer Frau nicht sagen, was du willst. Stattdessen darfst du sie fragen, was sie will. Wir vermeiden unseren Willen. Unsere Lust. Wir sind Vermeider.
Wenn wir heute eine Frau ansprechen mit den Worten: „Darf ich dir Blumen kaufen?“, dann darfst du das auch, aber ihr Schloss öffnen darf dann jemand anderes, der aber leider schon der Schlüssel der viel heißeren besten Freundin ist. Ein wahrer Köter, dieser Schlüssel. Bellt ununterbrochen seine Meinung kund und verlässt jeden Raum mit einem gleichgültigen Grinsen. Er lebt sein Leben nach eigenen Regeln, hat eine Freundin, die er über alles liebt und veröffentlicht Gerüchten zu Folge sozialkritische Texte in einem Blog.
Irrer Kerl.
Der andere Kerl, den man eher eine Muschi als einen Schwanz zutrauen würde, traut sich nach jeder verpassten Oase immer weniger bei Frauen. Jeder normale Mann sehnt sich nach Liebe, Zuneigung und Sex. Und Mütter nehmen ihren Söhnen bei der Erziehung wohl genau diese schönste Sucht vom Leben. Man(n) versucht diese nicht erworbene Sucht, was man dann als Problem definieren sollte, nicht zu lösen, sondern mit anderen Süchten zu befriedigen. Man kämpft nicht für die schönste Sucht auf Erden, sondern man kämpft mit zweitklassigen Suchtmitteln dagegen an. Drogen, übermäßiges Essen, Kultur, Religion, Medien; das sind alles nur Versuche, der Verführung zu widerstehen. Wären die Männer heutzutage damals die Eva im Paradies gewesen, wäre der Apfel unversehrt geblieben. Sie hätten einfach „Nein“ zur verführerischen Schlange gesagt und sich mit diesem Loser von Adam zufrieden gegeben. Diese Trottel.
Verdammt ja Schlange, ich will diesen Apfel. Zeig mir mehr von diesen Bäumen. Ich will sie alle. Und genau so, liebe Männer, geratet ihr in Verzweiflung. All diese anderen Süchte sind die Flucht vor der einzig wahren, gesunden Sucht. Und der einzige Weg, dieser Verführung zu widerstehen, ist, ihr nachzugehen. Also lasst die Kinder in der Kirche in Ruhe. Lasst eure Finger von eurem Schwanz; das kann auch eure Sitznachbarin für euch erledigen. Denn sie warten schon so lang darauf, dass ihr sie endlich wie wahre Männer ansprecht. Nach all den Jahren sexuell gehemmter Erziehung von Müttern fragen sich die Frauen der heutigen Generation: „Was ist denn mit den Männern los? Warum so schüchtern und so leicht zu beeinflussen?“ Da denkt man sich doch als Mann: „Frauen sind blöd. Sie wissen nicht, was sie wollen.“ Na und? Sage ich. Wir wissen auch nicht, dass wir eigentlich keinen Joint, sondern lieber eine weibliche Hand in der Hand halten wollen. Wir wissen auch nicht, dass eigene Handarbeit eigentlich nur so kostbar wie Secondhand ist und eigentlich nur zeigt, wie introvertiert, unwählerisch und einsam die meisten Männer von heute sind. Feige Männer haben einsame und unglückliche Frauen zur Folge. Und davor flüchten wir im Endeffekt. Vor unserem Glück. Unser Glück ist es, andere Frauen zu beglücken. Also geht raus, hört einer Frau ausnahmsweise mal zu, respektiert sie, aber ordnet euch ihr nicht unter, denn sie ist keinen Pfifferling mehr wert als du, lieber Leser. Mein Wort wiegt mehr als das deiner Mutter. Das heißt jetzt aber nicht, dass du mich mehr lieben sollst. Diese reizende Frau hat dich lange genug ertragen, während ich es nicht mal eine halbe Stunde ertragen hätte, mich mit einem Warmduscher wie dir zu unterhalten oder rumzugeben. Darum führe ich auch keine Selbstgespräche oder beschäftige mich mit mir selbst.
Jedenfalls:
Kitzelt sie am Bauch (nicht direkt am Kitzler), seid einfach ihr selbst ohne euch davor zu fürchten, jemand könnte euch nicht mögen; denn genau das ist das Rezept, diese unabhängige Meinung, um geliebt zu werden.
Steckt euer Schwert schließlich in ihre Scheide, obwohl sie sagt: „Du willst mich doch jetzt nicht ficken?“ Denn ja, verdammt. Es ist eine rhetorische Frage.

Modern Monkey

Ich gönne mir einen Besuch im Zoo.
Vor meinen Augen holten sich Affen einen runter und spritzten ab, dickes weißes Zeug. Das ist der Dank? Man gibt den wilden Affen ein gemütliches Zu Hause hinter Gittern und was Nettes zu Futtern und nur weil diese Spatzenhirne nicht mehr um ihr Überleben kämpfen müssen, suchen sie sich ihren Lebenssinn in Sex. Und weil diese Affen um nichts mehr zu kämpfen brauchen, bekommen sie auch keine staunenden Weibchen mehr ab, mit denen sie sich vergnügen können. Also suchen sie sich eine Hand aus. Nicht viel Anderes bleibt ihnen übrig. Links oder rechts? Heute ist wieder die rechte Hand dran; ihre Schwellungen passen so gut zu die dem Penis. Es geht aber auch ein anderes Männchen. Hauptsache etwas zum reinstecken und befriedigen. Die Affen gönnen es sich heute mal so richtig. Denn sie haben es verdient, eingesperrt, unterdrückt und allein gelassen zu werden, um ihrer Lust nachzugehen. Sex. Kein Wunder, dass diese Art von Affen bald aussterben wird.
„Zivilisation“ ist nicht das richtige Wort, aber das erste, das mir dazu einfällt.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Whore

„Magst du meine Hure sein? Ich bin zwar im Besitz von keinem Geld, aber ich bezahle mit der Liebe, die ich dir schenken würde. Weißt du, ich hab’ viel Liebe zu geben. Ich weiß nur nicht, wohin damit. Es kann dir egal sein, wie ich aussehe. Liebe macht eh blind. Es ist auch nur für eine Weile. Nur für ein Lächeln. Wenn du zuerst lächelst, darfst du auch die ganze Liebe behalten. Dann bin ich frei. Dann hasse ich mich nicht mehr dafür, dass ich meine Liebe für mich behalte. Nimm sie und sei glücklich, verdammt. Nutze sie. Sie ist kostbar. Sie macht unfrei. Sie zäunt dich in einer Welt ein, in der du sein willst. Verstehst du mich? Verstehst du Liebe?
Ich glaube nicht an die Liebe, aber für Liebe ertränke ich meinen Glauben.“

Sonntag, 27. Mai 2012

Intervention

Mein Leben gehört Gott. Meine Familie gehört der Kirche.
Ich arbeite für die Kirche, während meine Familie stirbt.
Ich arbeite für Gott, während ich sterbe.
Mein Körper, gefangen in einem Käfig, lässt mich davon abhalten, mit dem Mädchen zu tanzen, das ich liebe. Ich masturbiere stattdessen oder ficke die jungen Messdiener.
Ja, Gott liebt seine Kinder!
Sonntags singen wir alle Hallelujah mit der Angst in unserem Herzen. Wir versuchen Schutz in dem Glauben zu finden, doch wir enden als Zielscheibe aller Sündiger. Ich selbst sündige natürlich nicht. Ich darf den ersten Stein werfen. Ich bin etwas verflucht noch mal Besonderes in dieser Religion. Aber nur wenn ich Wein trinke, wieder die kleinen Kinder ficke, wieder die Gläubigen abzocke mit Spenden, während das Casino, eine Straße weiter, mich abzockt,
wieder einer meiner kleinen Geschwister stirbt, mein Leben völlig zusammenbricht, während ich für die Kirche arbeite und Gott mich liebt.

Sonntag, 29. April 2012

Punchdrunk Lovesick Singalong

Ich sitze auf irgendeinen Boden. Auf irgendeiner Party. Irgendjemand spricht mit mir, aber ich habe ihren Namen vergessen. Ich höre ihr auch nicht mehr zu. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich zu dem nicke, was sie sagt. Sie langweilt mich. Ihr Leben scheint in Ordnung zu sein. Perfekt. Was sollte ich in ihrem Leben darstellen? Wahrscheinlich die Person, die alles ineinander zusammenbrechen lässt. Aber das will ich nicht sein. Ich sage irgendwann: Ich habe Durst, hol’ mir bitte ein Bier.“ Sie steht auf und geht weg. Ich hoffe, sie kommt nicht mehr zurück, aber anscheinend will sie mir wirklich das Bier holen. Scheiß drauf. Wenigstens für einen Moment innere Ruhe. Ich ziehe meine Kopfhörer auf und mache die Musik an. Musik ist immer noch der beste Rausch, in dem ich versinken kann. Ich lege mich hin und beobachte die Sterne.
Auf einmal fällt etwas über mich. Ich richte mich auf, um zu schauen, was mir da so fest gegen den Bauch getreten hat. Ein Mädchen. Es liegt am Boden, lächelt und brabbelt irgendwas. Wahrscheinlich irgendwas sinnfreies, jedenfalls sinnfreier als das, was Thom mir gerade versucht zu sagen. Sie schaut mich an, richtet sich auf, drückt meinen Kopf zurück auf den Boden, ich versuche mich dagegen zu wehren, doch das einzige, was sie tut ist, mit der anderen Hand ihren Finger auf meinen Mund zu halten, um zu zeigen, dass ich nichts sagen soll. Ich hätte eh nichts gesagt; ich bin kein Mann der großen Worte. Doch ich sehe es trotzdem als Geste der Beruhigung und höre auf, mich zu wehren. Ich lege mich hin auf dem Boden und höre weiterhin dem paranoiden Androiden zu. Sie legt sich auf meine Brust und klaut sich einen Kopfhörer. Ich hasse es, wenn man das macht. Ich bin dann nur noch halbwegs in einer anderen Welt und muss halbwegs noch diese Scheißwelt ertragen. Doch ich wehre mich nicht. Sie hört einige Sekunden nicht nur meinem Herz, sondern auch der Musik zu, bis sie sagt: „Ich habe Thom nie verstanden, weißt du? Ich meine, ich habe schon McCartney und Lennon verstanden. Ich habe auch Morrissey verstanden. Ja, ich denke sogar, ich habe Ian verstanden. Aber ich denke, ich werde Thom nie verstehen..“ Als ich ihr gerade ins Wort fallen und ihr sagen wollte, dass es auch gut so ist, sagte sie: „Und darum liebe ich ihn so… Verstehst du mich?“  Jeder Idiot hätte jetzt „Ja, natürlich verstehe ich dich“ gesagt. „Nein“, sagte ich. „Und das ist auch besser so.“, fügte ich hinzu.
Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und sah mich so an, als würde ihr die Welt gehören. Ich weiß, dass es nicht so war, aber mir gefiel der Gedanke daran. Ehrlich.
Zugedröhnt mit Rauschmitteln aller Art schien es so, als ob sie mit den Sternen und der Sonne schwebte. Dabei war sie das Einzige, was noch in der Nacht schien. Mit ihrem Rauch, der aus ihrem Mund kam, sorgte sie für Wolken, welche die Sterne erstarren ließ.
Ich wusste, was sie war. Ein glücklicher Unfall, der nur darauf wartete, zu passieren. Und ich, ich war ihr Auslöser. Ich wusste, ich konnte der Mond sein, der ihr entgegen strahlt.
Wir lagen also weiter da, schauten uns die Wolken an und wussten, dass die Sterne niemals für uns scheinen würden. Wir waren selbst dafür verantwortlich, zu scheinen. So kaputt wir auch waren, so scheiße die Welt auch aussah, in dieser Nacht war es mir egal, in dieser Welt zu leben, solange sich nichts an diesem Moment verändern würde. An den darauffolgenden Morgen, an die darauffolgenden Tage will ich mich nicht erinnern. Verdrängung.

Donnerstag, 22. März 2012

Cut The Kids In Half

1. Der falsche Weg führt in die Richtung der richtigen Entscheidung.
Der falsche Weg prägt die folgenden Schritte und macht die Entscheidung zur richtigen, weil es kein Zurück gibt. Was bedeutet also falsch? Was bedeutet richtig?
Beide Worte bedeuten einen Scheiß, denn es sind Worte, die bewerten. Und Bewertungen an sich sollten verboten werden, denn sie versauen das menschliche Wesen, sie manipulieren uns, machen uns zu Marionetten, zu Puppenspielern, zu Unterdrückten, zu Unterdrückern.
Wer das Wort als Waffe zu nutzen weiß, hat den Krieg für sich gewonnen.

Bevor wir nicht alle Antworten kennen, sollten wir auch kein Recht dazu haben, uns eine Meinung über etwas bilden zu können.


2. Entscheidungen. Ich hasse sie. Sie führen mich zu einem Zugzwang. Und wer mag es schon, zu etwas gezwungen zu werden? Wer mag es schon, vor die Wahl gestellt zu werden, sich für etwas zu entscheiden?
Wenn man weiß, wohin die Wege führen, wird man nur noch mehr Probleme damit haben, sich zu entscheiden. Also sollte man nicht die Vernunft entscheiden lassen, die in uns entsteht, wenn wir anfangen, Pickel im Gesicht und Haare im Intimbereich zu bekommen.
Sie führt uns zu inneren Konflikten, welche uns umbringen können.
Darum ist es immer von Vorteil, nach seinem eigenen Vorteil zu handeln. Also sollten wir Kinder bleiben und weiterhin aus unserem Bauch raus entscheiden, denn nur so bereut man nicht. Tränen werden fallen und Menschen werden fallen gelassen, aber alles nimmt ein Ende. Wir alle gehen irgendwann. Und bis dahin sollte jedem erlaubt sein, in seinem eigenen Nimmerland zu schweben, in seinem eigenen Hogwarts zu zaubern, in seinem eigenen Labyrinth heraus zu finden.
Das Labyrinth ist nicht das Leben. Das Labyrinth ist nicht das Rätsel auf die Frage nach dem Leben nach dem Tod, sondern das Leiden. Das Labyrinth, das bei jedem anders konstruiert ist, ist das Leiden, das uns leben lässt. Denn nur so entsteht ein Streben. Ein Streben nach dem Glück. Manche von uns geben frühzeitig auf. Zu früh. Wir werden niemals aus unserem Labyrinth herausfinden. Nicht vor dem Tod, nicht nach dem Tod. Das Leiden wird ewig sein. Nie werden alle Fragen beantwortet werden. Nie werden wir wirklich glücklich sein. Wir werden immer mehr wollen. Wir wollen immer weitergehen. Und das ist das Tolle am Leben. Der Weg. Der Weg ist das Ziel. Das Ziel die Erfüllung eines Zwecks. Eines Zwecks, der uns nicht zugeteilt wird, sondern den wir aussuchen dürfen. Das Schicksal eine Lüge, das Glück ein Reinfall. Der Zufall gründet den Anfang des Leidens. Unser Wirken bzw. Nichtwirken das Ende.

3. Enttäuschungen. Jeden Tag werden Menschen enttäuscht. Liebe gedeiht in den Wurzeln von Hass und bildet die Knospen der Verachtung. Aus Hoffnung wird Verzweiflung. Ein Traum wird ein Alptraum. Wir fallen. Wir leiden. Wir zerfallen. Wir verlieren. Wir verfallen.
Das Leben vergeht. Das Schöne daran ebenfalls. Erinnerungen lassen erneut Träume entstehen. Doch die Realität zeigt uns immer wieder aufs Neue, wie es aussieht. Alleine wird es kalt. Ein immer wieder einkehrendes Karussell, das uns immer wieder und wieder auf die Fresse fliegen lässt. Wir müssen mit den Erinnerungen abschließen, sie akzeptieren. Wir müssen mit ihnen leben, denn sie formen unsere Zukunft.
Es war eine wirklich schöne Zeit, aber es wird Zeit, weiter zu fliegen. Ein anderes, noch nicht geöffnetes Kapitel, ein anderes, unerforschtes Nimmerland, wartet auf uns, so dass wir es öffnen können, so dass es uns öffnen kann, so dass es uns öffnen wird, so dass es sich öffnet in eine Welt voller neuer Entdeckungen, die Erinnerungen werden, die wir lieben werden, die wir hassen werden, die wir erleben werden, die uns sterben lassen, die uns wiederbeleben werden, die uns leiden lassen, die uns aufstehen lassen, die uns verletzlich machen, die uns aufbauen werden, die wir ficken werden, die uns ficken werden, die uns erkennen werden, die wir erkennen, bis sie uns schließlich fallen lassen, unsere Flügel abschießen und wir fallen werden. Doch wir können wieder aufstehen. Denn darum denken wir daran, wie schön etwas war, wie schön etwas ist, wie schön etwas sein wird. Die Vergangenheit bildet genau soviel Hoffnung wie Enttäuschung. Diese beiden Gegensätze müssen auswiegend bestehen, denn wenn eines dieser Normen überwiegt, werden wir tiefer fallen und es wird schwieriger, aufzustehen. Oder wir stehen nie wieder auf. Hören auf zu fliegen, hören auf zu gedeihen, hören auf zu leben, hören auf zu sterben. Keine Wiederbelebung. Kein Nimmerland. Keine Hoffnung. Keine Enttäuschung. Kein.. Nichts.

4. Freund. Ich hasse ihn. Ich liebe ihn. Er macht mich kaputt. Er baut mich auf.
Dein bester Freund ist auch dein schlimmster Feind. Er kennt alle Schwächen, sowie Stärken. Er weiß, wer du bist. Er sieht nicht deine Fassade. Er sieht dich. Kein Verstecken, kein Entrinnen. Er ist da, auch wenn er es nicht ist.
Du spürst ihn, auch wenn du es nicht willst.
Er ist alles und doch nichts. Er ist der Gegensatz, in dem du die Antworten auf deine Fragen suchst. Er ist die Ergänzung, in der du nach dem Glück in deinem Leben strebst.
Er ist der Untergang, in dem du dich einnistest. Er ist der Beginn, in dem du kein Ende siehst.
Er ist der Traum eines Kapitels, doch der Alptraum deines Lebens.
Er ist die Hoffnung in den Worten und die Enttäuschung in der Durchführung.
Er ist das Glashaus vor der Welt und das Gefängnis mitten des Zwingens.
Du willst dieses Glashaus, doch du willst kein Gefängnis. Du willst raus. Die Gewalt besteht, um sich ihr zu widersetzen. Ein Freund. Ein guter Freund. Dein Anfang. Dein Untergang. Ein Anfang. Ein Ende. Eine unendliche Erinnerung, doch keine stetige Begebenheit. So wie das Leben. Ein guter Freund. Ein gutes Leben. Das Leben nach dem Tod…Eine Frage.




Sonntag, 29. Januar 2012

Life In A Glasshouse

Ich begebe mich ins Glashaus. Ich war schon lange nicht mehr hier gewesen. Keine Menschenseele, aber du bist da. Wir müssen reden. Wir sollten aber nicht.
Ich habe die letzten Monate nicht nach dir verlangt, aber nun brauche ich dich.
Ich setze mich zu dir.
Manche Dinge werden niemals verschwinden…

Ich erzähle dir alles, aber du weißt es schon. Du versuchst mit mir eine Lösung zu finden, aber im Endeffekt macht es mich nur noch depressiver. Dabei lief doch alles so gut. Ich habe mich an den Alltag gewöhnt, habe ihn gelebt, geliebt, genossen, gefeiert. Und nun?
Dass ich zu dir kommen muss, erklärt schon alles.
Nicht einmal ein kurzes Entkommen, ein kurzes Schweben über dem Boden der eiskalten Realität hilft nun mehr. Bis ganz nach oben dringt die Kälte. Selbst bei dir ist sie.
Doch ich habe aufgerüstet. Ich ziehe mich warm an.
Die Eiszeit kommt. Das hier passiert wirklich. Da hilft kein durch die Wände gehen. Da hilft kein Ignorieren der Feuerwerke und der Hurrikans. Sie sind wirklich da, verdammt!

Ich würde liebend gerne noch was bleiben und mit dir plaudern, aber ich sollte jetzt gehen. Mit dir geht’s mir nur noch schlechter. Du hast versucht, mich zum Nullpunkt zu bringen, aber hast es nicht geschafft. Ich bin einen anderen Weg gegangen und bin ihm nun näher als jemals zuvor. Du bist reine Zeitverschwendung, aber mein Leben, meine Probleme zwingen mich zu dir. Trotz allem hast du eine gute Sache an dir.
Träume. Dafür bin ich dir dankbar. Du bist ein Alptraum. Die tägliche Konfrontation mit meinen Ängsten lassen mich von ihnen abkommen. Jedoch verliere ich durch den Verlust an Ängsten auch an Fantasie, also verliere ich auch dich.
Ich sollte anfangen zu akzeptieren, dass ich ohne dich besser dran bin. Ich würde ja liebend gern noch was bleiben und an dem Fett kauen, dass ich mir die Jahre angesammelt habe, aber ich sollte jetzt gehen.
Eigentlich sollte ich raus in die reale Welt damit, nur dann würde mir jemand zuhören.
Ich werde mich jetzt von dir verabschieden, und zwar für immer, dabei bin ich mir sicher, dass ich bald wieder das Glashaus betreten werde.

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