Ich befand mich auf einem
Candle-Light-Dinner mit der rasenden Jugend. Ich benutze mit Absicht
das Wort „auf“ anstatt „bei“, denn mental stellte ich mich
über sie, distanzierte mich von ihnen, nutzte Ironie, um jegliches
Gefühl zu töten, das ich für diese Menschenmasse empfinden könnte.
Es lief anders ab, als ich es in
Büchern gelesen oder in Filmen gesehen habe. Ich traf auf weitaus
weniger Liebe, als ich mir erhofft hatte. Diese Gestalten empfingen
mich nicht wie Engel, die mich mit ihren Flügeln umhüllten, damit
ich mich geborgen und warm fühlen konnte, sondern verhielten sich
wie Aliens, fremde Gestalten, die für mich eher ein Gerücht als
eine Wahrheit hätten bleiben sollen.
Da gab es diese zwei Mädchen, die
gegenüber von mir saßen und sich Ecstasy in den Mund warfen, um in
der Fiktion zu leben, gefickt, geliebt und gefeiert zu werden, ohne
Liebe entgegen zu bringen. Alles, was sie dafür brauchten, war ein
Zehneuroschein und die Verdrängung der Gewissheit, dass es ihnen
erheblichen Schaden in der Psyche zufügen könnte.
Falsche Nahrungsaufnahme.
Neben ihnen befanden sich zwei Jungs,
die sich einen Kurzen nach dem anderen ausgaben, um etwas ganz Großes
draus zu machen. Später würden sie mit diesen zwei Mädchen auf der
Toilette verschwinden und gewaltigen Sex mit ihnen haben. Anstatt
ihre Seele in Liebe zu ertränken, überschwemmten sie ihre Seele mit
Alkohol und Sperma, damit sie auch bloß kein Leid mehr von sich gab.
Falsche Nahrungsaufnahme.
Gegenüber von diesen großen
Vorbildern befanden sich zwei andere, eher eingeschüchterte Jungs,
die mit ihren Blicken im Smartphone versunken waren. Sie stritten mit
ihren Freundinnen per Gesichtsbuch, denn Gesichter zu sehen, reichte
vollkommen aus, um sie auch zu fühlen. So liefen die Beziehungen die
ganze Zeit ab.
Cybersex + Cyberlove. Denn es war der
einzige Weg, sich einem Menschen zu nähern. Zwar musste man die
körperliche Befriedigung alleine bewältigen, aber wenigstens waren
die Seelen miteinander verschmolzen. Oder etwa nicht?
Ein anderer Junge vermochte sich mit
Gras das Leben schön zu machen. Sein Kopf war voll, sein Herz war
leer und mit dem Zünden dieser Wundertüte tat er sein Bestes, um
den gedrehten und mit zynischen Gedanken gefüllten Papierkorb in
seinem Kopf zu leeren.
Falsche Nahrungsaufnahme.
Nebenbei flirtete er mit einem Mädchen
vom anderen Tisch, obwohl er doch eine Freundin hatte. Es ist um
einiges leichter, anziehend zu wirken, sein Opfer anschließend
auszuziehen, den Abend zu einem unvergesslichen zu machen, als seine
Liebe zu halten und sie jeden Tag aufs Neue zu bändigen. Schaff dir
eine Peitsche an. Damit investierst du mehr Glücksgefühle als das
Marihuana, das nur Gras über die Sache wachsen lässt.
Neben mir befand sich diese eine
einzige Faszination, die mich an die Liebe glauben ließ, doch sie
war leider schon vergeben. Ich wusste aus Büchern, dass er nur ein
Hindernis aber kein Problem sein würde, aber versucht ihr doch mal,
nach zwei Jahren völliger Isolation und daraus resultierendem
Selbsthass die Selbstliebe aufzubringen, die einen dazu motiviert,
die Theorie in Praxis umzuwandeln. Also ließ ich dieses Mädchen mit
ihrer Liebe alleine oder eher, ich ließ mich selbst mit meiner nicht
existenten Liebe allein.
Natürlich könnte ich jetzt anfangen,
mit Federn zu spucken, um ihnen Allen Flügeln zu verleihen. Aber im
Endeffekt würde es mich nicht zum Fliegen bringen und ich würde sie
oben alleine lassen.
Also vermochte ich mich der
Unterdrückung anzupassen und selbst zum Vermeider der Liebe werden.
Es fühlte sich wie die Hölle an. Doch die Hölle, die ich fühlte,
entwarfen die anderen für mich. Und so fühlten sie sich auch. Und
um diese Hitze nicht zu spüren, machten sie mit Chemikalien,
Spirituosen und der Technik alles kalt um sich herum und legten ihren
Weg zur Liebe auf Glatteis.
Diese rasende Jugend zog an der Liebe
vorbei. Doch was sie nicht wussten ist, dass es die Flucht vor der
Liebe war, die sie so rasend machte und dass der Weg, den sie
bestritten, nur Zuflucht bat, aber sie nicht glücklich werden ließ.
Ich sah die Kerze an und dachte daran,
dass ich alles verändern könnte durch mein Wissen, das ich in die
Tat umsetzen könnte. Ich könnte ihnen einen Vorbild sein, das
Licht, das sie verfolgen würden. Doch das Wort ist immer der
Schatten der Tat und ich sah mich als Schatten des Kerzenlichts. Ich
nahm also die Kopfhörer auf und versank in schlagenden Kürbissen,
die mich über Huxleys Droge „Soma“ aufklärten. Was war das doch
für eine schöne, neue Welt, in der wir uns befanden.
Die Kerze erlosch und mir wurde kalt.